Biogas aus nachwachsenden Rohstoffen
Forschungsgelder für Weihenstephaner Wissenschaftler
24.01.2007, Pressemitteilungen
Im Rahmen des Verbundvorhabens „Intensivierung des anaeroben Biomasseabbaus zur Methanproduktion aus nachwachsenden Rohstoffen“ hat das Bundesministerium für Ernährung Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) Wissenschaftlern des Wissenschaftszentrums Weihenstephan der TU München Fördermittel in Höhe von rund 790.000 Euro für ein 3-jähriges Forschungsprojekt zugesprochen.
Gefördert werden die Lehrstühle für Mikrobiologie (Dr. Wolfgang Schwarz und
Prof. Walter L. Staudenbauer: Fördersumme 238.250 Euro), für Bodenökologie
(Dr. Michael Schloter und Prof. Charles Munch: Fördersumme 128.260 Euro) und
für Siedlungswasserwirtschaft (Dr.-Ing. Marc Wichern und Prof. Harald Horn,
Projektbearbeiter Dipl.-Ing. Manfred Lübken; Fördersumme 424.905 Euro). Am
Projekt beteiligt sind außerdem die Landesanstalt für Landwirtschaft
(Institut für Landtechnik, Bauwesen und Umwelttechnik), die die Koordination
innehat, sowie die Firma Schmack-Biogas AG.
Die zunehmende Bedeutung der Biogaserzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen
für eine nachhaltige, umweltfreundliche Energieerzeugung ist Ausgangspunkt
des Projektverbundes. Die steigende Nachfrage nach solchen Anlagen und der
stark zunehmende Investitionsbedarf machen eine Effizienzsteigerung der
Prozesse notwendig. Der energieertragreiche und stabile Betrieb von Anlagen,
die mit Silage aus Mais oder Grünland-Schnittgut ohne Zugabe von Rindergülle
betrieben werden, steht dabei im Focus des Interesses. In diesem
Zusammenhang ist es von übergeordnetem Interesse, schwer abbaubare Biomasse
von marginalen Standorten (z.B. Dauergrünland) möglichst effektiv für die
Methangasproduktion zugänglich zu machen.
Fragestellungen ergeben sich dabei aus der Verzahnung der unterschiedlichen
mikrobiologischen Prozesse bei der Hydrolyse, der Acidogenese und der
Methangasbildung: hierbei sind verschiedene Mikroorganismengruppen
beteiligt, deren Zusammenspiel aufeinander abgestimmt sein muss.
Geschwindigkeits-limitierend für den Abbau faserstoffreicher Biomasse sind
die Hydrolyse der schwer abbaubaren Fasern, insbesondere der Cellulose, und
die langsame so genannte acetoclastische Methanogenese. Über ein besseres
Verständnis der dabei beteiligten Prozesse hofft die Forschergruppe, den
Gesamtprozess optimieren und die Erkenntnisse zusammen mit der beteiligten
Firma in die Praxis umsetzen zu können. Dadurch würde es möglich, die in
großen Mengen und mit relativ wenig Aufwand zur Verfügung stehende
pflanzliche Biomasse für eine saubere Energiegewinnung besser zu
nutzen.
Die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) fördert ein 27-monatiges
Forschungsprojekt von Dr. Wolfgang Schwarz am Lehrstuhl für Mikrobiologie
mit 83.693 Euro, das einen interessanten Enzymkomplex zum Abbau kristalliner
Cellulose halbsynthetisch nachahmen soll. Das Projekt ist in ein
Verbundvorhaben eingegliedert, das von der DECHEMA (Gesellschaft für
Chemische Technik und Biotechnologie) koordiniert wird: „Neue Enzyme und
Enzymsysteme für den Abbau von Lignocellulose-Komponenten und die
nachhaltige Produktion von Feinchemikalien“. Die Arbeiten werden in enger
Kooperation mit der Georg-August-Universität Göttingen und der Universität
Hamburg, sowie mit der Merck KGaA durchgeführt.
Dr. Schwarz untersucht das so genannte Cellulosom, einen Enzymkomplex des
anaeroben Bakteriums Clostridium thermocellum, das kristalline Cellulose am
besten von allen Mikroorganismen abbauen kann. Die Cellulose in
Pflanzenfasern spielt als Zuckerquelle für die Biotechnologie eine
herausragende Rolle, da sie leicht und relativ billig in großen Mengen
hergestellt werden kann. Allerdings ist Cellulose in der Zellwand der
Pflanzen in andere Polymere eingebettet und stellt darüber hinaus mit ihrer
strikt kristallinen Struktur die hydrolysierenden Enzyme beim Abbau zu
Zuckern vor große Probleme.
Die bisherigen industriellen Cellulasen sind an Pflanzenfasern recht wenig
aktiv und müssen mit langen Inkubationszeiten in großen Mengen eingesetzt
werden, was den Prozess unrentabel macht. Daher soll das sehr viel
effektivere Enzymsystem der anaeroben Bakterien, das bisher nicht
industriell hergestellt werden kann, im Labor mit molekularbiologischen und
chemischen Methoden nachgeahmt werden. Dies soll durch Immobilisierung der
Enzyme an Nanopartikeln versucht werden. Diese Untersuchungen bieten zudem
die Möglichkeit, eine Reihe von bisher ungelösten Fragen des Synergismus von
Enzymen mit identischem chemischem Hydrolysemechanismus aber
unterschiedlicher Strukturpräferenz am Substrat aufzuklären. Dadurch soll
eine Anordnung von definierten Enzymen erreicht werden, die optimal bei der
Hydrolyse der kristallinen Cellulose zusammenarbeiten. Die einzelnen
Komponenten können dann durch rekombinante Gentechnologie in technischem
Maßstab hergestellt und eingesetzt werden, damit die durch die
Projektpartner zur Verfügung gestellten Cellulose-Präparationen optimal zu
Zuckern abgebaut werden können, die dann für die biotechnische Industrie zur
Verfügung gestellt werden können.
Kontakt:
Dr. Wolfgang Schwarz
Technische Universität München
Institut für Mikrobiologie
Am Hochanger 4
D-85350 Freising-Weihenstephan
Tel. 08161-71-5445
Fax. 08161-71-5475
http://www.wzw.tum.de/mbiotec
Kontakt: wschwarz@wzw.tum.de