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Krimineller Anschlag auf die wissenschaftliche Forschung

Feldversuch mit neuartigen Kartoffeln zerstört

25.06.2003, Pressemitteilungen

Unbekannte Täter haben in der Nacht vom 23. zum 24. Juni den behördlich genehmigten Feldversuch auf der wissenschaftlichen Versuchsstation Roggenstein der Technischen Universität München (TUM), bei Fürstenfeldbruck zerstört. Die Kartoffeln waren Teil eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Leitprojekts zur Verbesserung der gesundheitlichen Qualität von Lebensmitteln. Mit dem Verbundprojekt, an dem fünf Universitäten, eine Bundesanstalt, ein Fraunhofer Institut und mehrere Industriepartner beteiligt sind, wurde im Jahr 2000 begonnen. In den Kartoffelknollen war ein natürlich vorkommendes Carotinoid, das Zeaxanthin, angereichert. Zeaxanthin schützt vor altersbedingten Erkrankungen, z.B. vor der nicht heilbaren Altersblindheit. Die Anreicherung war durch Blockierung des normalerweise in der Kartoffel laufenden Abbaus zu Violoxanthin gentechnisch erreicht worden.

Die Täter schalteten zunächst die elektrische Sicherheitsanlage, die Kleintiere vom Versuch fernhalten sollte, ab und rissen dann alle Kartoffelstauden aus. Die kriminellen Zerstörer haben nicht nur großen Sachschaden angerichtet und die wissenschaftliche Entwicklung zurückgeworfen, sondern auch gewaltsam in ein wissenschaftlich wertvolles Versuchsprogramm eingegriffen. Durch die Zerstörung kann nun die TU München nur schwer die behördliche Auflage erfüllen, dass möglichst keine Kartoffeln im Folgejahr nachwachsen.

Der Versuch war am 31. März 2003 vom Robert Koch-Institut genehmigt worden - aufgrund der neuen Ressorteinteilung in Berlin erstmals mit Zustimmung des Verbraucherschutzministeriums von Renate Künast. Der Versuch diente zum einen der Produktion von mehreren 100 kg Kartoffeln für Laboranalysen, zum anderen sollten im Rahmen der Sicherheitsforschung Studien über mögliche Nebeneffekte erfolgen, wie etwa einen erhöhten Schädlingsbefall.

In diesen Teil des Leitprojekts sind bisher mehrere 100.000 Euro geflossen. Allein für die Antragstellung nach dem Gentechnikgesetz, die Erfüllung der zusätzlichen Auflagen, die Vorversuche und die schnelle Vermehrung der in Roggenstein ausgelegten Kartoffeln wurden von der TUM rund 50.000 Euro an öffentlichen Mitteln eingesetzt. Mit den auf dem Feld geernteten Kartoffeln sollten an der Universität Karlsruhe, die den Projektsprecher stellt, und an der Bundesforschungsanstalt für Ernährung vor allem Versuche zur Bioverfügbarkeit dieses wichtigen vitaminähnlichen Stoffes durchgeführt werden. Mehrere Forschergruppen können jetzt lediglich mit wesentlich größerem Aufwand an den wenigen an den ausgerissenen Pflanzen bereits gebildeten Knollen weitere Vorversuche durchführen. Hiermit tritt eine große zeitliche Verzögerung bei der Projektarbeit ein und damit auch die Gefährdung von Doktorarbeiten, die junge Wissenschaftler nicht wie geplant fortführen können.

TU-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann erklärt hierzu: "Die Zerstörung ist ein Akt von Selbstjustiz an einem Versuch, der nach über einjähriger Prüfung von den zuständigen Behörden einschließlich dem von der Grünen-Politikerin Künast geführten Verbraucherschutzministerium sowie von Greenpeace als unbedenklich eingestuft wurde. Kartoffeln vermehren sich über Knollen, so dass die Ausbreitungen über den Blütenstaub keine Bedeutung für den Anbau hat. Sie haben als in Europa eingeführte Fruchtart keine Verwandten, mit denen sie kreuzbar sind, und sie erfrieren im Winter bei Bodenbearbeitung nach guter landwirtschaftlicher Praxis. Diese umfasst allerdings nicht das Ausreißen im Juni, bei dem im Boden Miniknollen verbleiben, die möglicherweise nicht erfrieren. Das Verhalten der Zerstörer zeigt, wie wenig sie fachlich im Kopf haben", so Herrmann.

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