Eine Vortragsreihe der Technischen Universität München im Wintersemester 2008/2009
Bildung – Herausforderungen für Schule und Technische Universität
20.11.2008, Aktuelle Meldungen
Das Thema „Bildung“ geht den Menschen heute unter die Haut. Es entscheidet über ihre Zukunft. Unzufriedenheit über Bildung beeinflusst wie nie zuvor den Ausgang politischer Wahlen. Universität, Schule und Unterricht stehen daher vor großen Herausforderungen. In der Vortragsreihe "Bildung – Herausforderungen für Schule und Technische Universität", die am Montag mit der ersten Veranstaltung beginnt, geht es um den Bildungsauftrag von Lehrerinnen und Lehrern in den technischnaturwissenschaftlichen Fächern und ihre Ausbildung an einer Technischen Universität.
Das Interesse an Naturwissenschaften und Technik sowie die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Entwicklungen sind wichtige Unterrichtsziele. Von welchen Faktoren hängt nun die Interessen- und Kompetenzentwicklung ab? Was weiß dazu die moderne Gehirnforschung und Psychologie? Was nützt alle wissenschaftliche Einsicht, wenn die Rahmenbedingungen an Schule und Universität nicht stimmen. Sind Reform der Lehrerbildung und Reform der Hochschulen nur ein deutsches Dilemma?
Für die Vortragsreihe konnten renommierte Wissenschaftler gewonnen werden:
Prof. Dr. Heinz Günter Holtappels, Technische Universität Dortmund
Prof. Dr. Manfred Prenzel, Universität Kiel
Prof. Dr. Ernst Pöppel, Ludwig-Maximilians-Universität München
Prof. Dr. Hans Weiler, Standford University USA
Die Carl von Linde-Akademie veranstaltet diese Vortragsreihe mit
dem Zentralinstitut für Lehrerbildung und Lehrerfortbildung (ZLL)
jeweils montags 17:15-19:00 Uhr im Hörsaal 1.100
auf dem TU München Stammgelände, Arcisstraße 21.
Moderator: Prof. Dr. Klaus Mainzer, Direktor der Carl von Linde-Akademie.
Die einzelnen Veranstaltungen:
Prof. Dr. Heinz Günter Holtappels
Schulautonomie und Schulqualität – Herausforderungen für die Schule
Institut für Schulentwicklungsforschung
Technische Universität Dortmund
24. November 2008
Der Vortrag thematisiert die strukturellen und pädagogischen Möglichkeiten höherer
Gestaltungsautonomie der einzelnen Schule. Im Zentrum steht die Analyse des Zusammenhangs von erweiterter Selbstständigkeit von Schulen und der Entwicklung von Schul- und Unterrichtsqualität.
Der erste Teil des Vortrags gibt einen Überblick über Begründungen und Zielorientierungen für höhere Gestaltungsfreiheit von Schulen und über bisherige Forschungsbefunde. Im zweiten Teil werden das Konzept des abgeschlossenen Modellvorhabens in Nordrhein-Westfalen vorgestellt und theoretische Modelle für die Entwicklung von Gestaltungsautonomie und die Erfassung von Schulqualität skizziert. Dabei wird deutlich, dass Schulen gewährte Selbstständigkeitsstrukturen nur dann für die Qualitätsverbesserung wirksam nutzen können, wenn sie Kapazitäten für Organisationslernen aufbauen.
Im dritten Teil werden Forschungsergebnisse zum Organisationslernen und zu Entwicklungen der Schul- und Unterrichtsqualität im Längsschnitt aus der eigenen Begleitforschung in NRW präsentiert. Diese Resultate werden vor allem Schulleitungshandeln, Lehrerkooperation und schulinterne Steuerung in Verbindung mit Entwicklungen in der Unterrichtsgestaltung und den Schülerkompetenzen zum Gegenstand haben.
Prof. Dr. Manfred Prenzel
Technisch-naturwissenschaftliche Bildung – Herausforderung im Unterricht
Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften
Universität Kiel
1. Dezember 2008
Schule und Unterricht stehen vor zwei großen Herausforderungen: Sie sollen auf der einen Seite eine tragfähige naturwissenschaftliche und technische Grundbildung für alle sicherstellen und auf der anderen Seite Nachwuchs für naturwissenschaftliche und technische Studiengänge und Berufe gewinnen und fördern. Inwieweit das in Bayern, Deutschland und weltweit gelingt, zeigen die im November 2008 veröffentlichten jüngsten Befunde aus den Länder- und Staatenvergleichen bei PISA. Anhand einiger Ergebnisse aus unseren Analysen in dieser Studie soll gezeigt werden, dass technisch-naturwissenschaftliche Bildung mehr als Wissen umfasst. Auch das Interesse an Naturwissenschaften und Technik sowie die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Entwicklungen sind wichtige Unterrichtsziele. Von welchen Faktoren hängt nun die Interessen-und Kompetenzentwicklung ab? Im Vortrag wird dargelegt, dass nicht nur Rahmenbedingungen und spezielle Unterrichtsmerkmale den Lernerfolg beeinflussen, sondern insbesondere bestimmte Unterrichtsarrangement. So können viele Experimente im Unterricht motivierend wirken. Ob sie aber auch zu einem Durchdringen von Konzepten und zu einem tieferen Verständnis naturwissenschaftlichen Forschens beitragen, hängt von der Dosierung und der Kombination mit anderen didaktischen Zugängen ab.
Prof. Dr. Ernst Pöppel
Drei Formen des Wissens – Grundlagen für ein neues Bildungskonzept
Institut für Medizinische Psychologie
Ludwig Maximilians Universität München
15. Dezember 2008
Was ist Wissen? Üblicherweise verstehen wir darunter „explizites Wissen“, also was man in Worte fassen kann, was in Büchern steht, was man im Internet abrufen kann. In der Hirnforschung ist in den letzten Jahren das Konzept des Wissens allerdings wesentlich erweitert worden. Neben diesem expliziten, begrifflichen Wissen nutzen wir bildliches Wissen, das einerseits die grafische Darstellung von Sachverhalten ermöglicht, zum anderen aber sehr wesentlich zu unserem Selbst-Wissen beiträgt. Unser episodisches Gedächtnis ist aufgeladen mit Bildern unserer persönlichen Vergangenheit und wir bestimmen uns selbst in unserer Identität durch diese Erinnerungsbilder. Die dritte Form des Wissens ist das implizite oder auch intuitive Wissen ( im Englischen: “tacit knowledge“), das die Grundlage unseres Handelns, Bewegens und auch des Entscheidens ist. Diese drei Formen des Wissens werden durch zwei Prinzipien zusammengebunden, nämlich bezüglich des Inhaltlichen durch das „Mimetische Prinzip“ ( Wissen ist immer „abbilden“ ) und bezüglich des Formalen durch das ästhetische Prinzip. Wissen hat immer mit Stimmigkeit, Harmonie und Einfachheit zu tun, was wesentliche Aspekte des Ästhetischen sind. Eine moderne Bildung muss sich auf die drei Formen des Wissens beziehen und nicht nur, wie es häufig geschieht, auf das explizite Wissen. Hierbei spielen die ersten zehn Lebensjahre eine maßgebliche Rolle.
Prof. Dr. Hans Weiler
Reform der Lehrerbildung und Reform der Hochschulen – Eine doppelte Herausforderung für Deutschland
Stanford University, USA
19. Januar 2009
Die Reform der deutschen Hochschulen und die Reform der Lehrerbildung in Deutschland sind nunmehr endlich in Gang gekommen, wenn auch reichlich spät und allzu langsam. Beide Reformen sind aufs engste miteinander verknüpft und aufeinander angewiesen. Man wird also fragen müssen, welche Reformen der Hochschulen notwendig sind, um Reformen in der Lehrerbildung möglich oder gar erfolgreich zu machen – und ob es vielleicht auch Anzeichen dafür gibt, dass neue Wege in der universitären Lehrerbildung unter bestimmten Umständen auch zum Auslöser, Katalysator oder gar Beschleuniger der Hochschulreform werden könnten. Dieser Frage geht der Vortrag anhand von drei Themenkomplexen nach, denen gemeinsam ist, dass sich in ihnen Reformen der Hochschule und Reformen der Lehrerbildung gegenseitig bedingen: Lehrerbildung und gestufte Abschlüsse; die strukturelle Einbettung der Lehrerbildung in die Hochschulen; und das Verhältnis von Fachwissenschaften und Lehrerbildung als Strukturproblem. In einem vergleichenden Ausblick werden die deutschen Bemühungen um Veränderung zu Hochschulreformen und Lehrerbildung in anderen Ländern in Beziehung gesetzt.
Weitere Informationen:
Bastienne Mues
Zentralinstitut für Lehrerbildung und Lehrerfortbildung (ZLL)
der Technischen Universität München
Lothstr. 17, 80335 München
Fon: +49 89 289 24262
Fax: +49 89 289 24391
E-Mail: mues@zv.tum.de
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