Schrumpfende Heimat
Wanderungen asiatischer Wildesel durch immer mehr Barrieren behindert
31.05.2011, News
Wie Zugvögel führen auch manche Säugetierarten ein Leben als Nomaden. Weil sie nicht fliegen können, sind asiatische Wildesel auf ihren Wanderrouten mit besonderen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in ihre Lebensräume hat nun eine Forschungsgruppe der Veterinärmedizinischen Universität Wien zusammen mit Kollegen der TU München (TUM) in einer Feldstudie dokumentiert. Die Arbeit ist in der Zeitschrift „Biological Conservation“ erschienen.
Wildesel stammen von den gemeinsamen Vorfahren unserer Pferde und Esel ab. Viele Wildeselarten stehen heute am Rande des Aussterbens. Grund dafür sind Eingriffe des Menschen wie die Zerstörung ihres Lebensraums und die Wilderei. Ein internationales Forscherteam aus Wissenschaftlern vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, Forschern vom TUM-Lehrstuhl für Zoologie (Arbeitsgruppe Molekulare Zoologie) und weiteren Kollegen aus China und der Mongolei hat Daten zum Lebensraum der mongolischen Wildesel erhoben und ausgewertet. Ihr Ziel: Die Gründe für das Schrumpfen der Wildeselpopulationen zu verstehen, um wirkungsvolle Gegenmaßnahmen entwickeln zu können.
Wiener Forscher haben die Verteilung der Wildesel in der Wüste Gobi untersucht und beobachtet, dass die Tiere heute nur dort vorkommen, wo die durchschnittliche Produktion von Biomasse unter 250 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter und Jahr beträgt. Früher waren die Tiere auch in produktiveren Gebieten zu finden, diese werden heute jedoch stark von Menschen genutzt, um ihre Tierherden weiden lassen. Um Konkurrenz um Nahrung und Wasser vermeiden, werden die genügsamen Wildesel damit in Lebensräume abgedrängt, in denen ihre Versorgung mit dem Lebensnotwendigsten kaum gesichert ist.
Zugleich konnten die Forscher nachweisen, dass die Wildesel in ihrem verbleibenden, kargen Lebensraum lange Strecken zurücklegen müssen und dabei bergige und hügelige Landstriche meiden. Populationsfragmentation durch Landschaftsgegebenheiten, die zur Populationsisolation und zum Verlust der genetischen Variabilität führen kann, ist die Folge. Die Zoologen der TU München konnten durch genetische Analysen Populationsisolation mit Landschaftsbarrieren in Verbindung bringen, und stellten zudem fest, dass durch diese Isolation bisher kein genetischer Flaschenhals entstanden ist: Die Wildesel haben innerhalb dieser isolierten Populationen noch immer ein für Artenschutzmaßnahmen wertvolles hohes Maß an Vielfalt in ihren Genen.
Publikation:
Petra Kaczensky, Ralph Kühn, Badamjav Lhagvasuren, Stephanie Pietsch, Weikang Yang and Chris Walzer: “Connectivity of the Asiatic wild ass population in the Mongolian Gobi”. Biological Conservation, Vol. 144, pp. 920-929.
Originalartikel: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320710005227
Presseinformation der Veterinärmedizinischen Universität Wien:
http://www.vu-wien.ac.at/de/infoservice/aktuelles/news/detail/artikel/2011/05/03/news-wildesel-walzer
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