Studien: Beste Behandlung für Patienten
30.05.2011, Aktuelle Meldungen
Wissenschaftler um Privatdozent Dr. Johannes Hamann von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie wollen herausfinden, wie Patienten stets eine Behandlung nach dem neuesten Forschungsstand erhalten können. Denn häufig werden wissenschaftliche Erkenntnisse nicht schnell genug in der Routineversorgung umgesetzt. Zwei entsprechende Studien aus der Arbeitsgruppe Versorgungforschung und Patientenorientierung am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München werden jetzt mit insgesamt 550.000 Euro aus dem Förderschwerpunkt „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“ des Bundesforschungsministeriums unterstützt.
Chronisch kranke Menschen erhalten nur dann eine optimale Behandlung, wenn sich diese an ihren Bedürfnissen orientiert und die Betroffenen aktiv beteiligt werden. Daher haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Deutsche Rentenversicherung, die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen und der Verband der privaten Krankenversicherung gemeinsam einen Förderschwerpunkt für die versorgungsnahe Forschung mit dem Schwerpunkt „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“ eingerichtet. In der aktuellen zweiten Runde des Förderschwerpunkts wurden knapp 300 Antragsskizzen eingereicht, davon wurden 35 Projekte zur Förderung ausgewählt.
Unter den geförderten Projekten sind gleich zwei Studien aus der Arbeitsgruppe Versorgungsforschung und Patientenorientierung um PD Dr. Johannes Hamann, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar. Die beiden Projekte werden mit insgesamt rund 550.000 Euro unterstützt.
Defizite bei der Übertragung von Forschungsergebnissen in die Routine
Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich seit vielen Jahren mit einem der wichtigsten Hindernisse beim Erreichen optimaler Behandlungsergebnisse, dem sogenannten Efficacy-Effectiveness Gap. Mit diesem Begriff bezeichnet man die Tatsache, dass die für ein bestimmtes medizinisches Problem wirksamste Behandlung in der Realität oft nicht durchgeführt wird. Die nach dem derzeitigen Wissensstand eigentlich möglichen Behandlungsergebnisse werden so in der Routineversorgung oft nicht erreicht. Diese Defizite beim Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Versorgungspraxis können sowohl von den Behandlern (Ärzte und andere Berufsgruppen) als auch von den Patienten verursacht werden. Die Folgen sind nicht nur unnötiges Leiden auf Seiten der Patienten, sondern auch unnötige Kosten infolge beispielsweise vermeidbarer Komplikationen, längerer Liegedauer und höherer Wiederaufnahmerate.
Im Rahmen der nun vom BMBF geförderten beiden Studien untersuchen Dr. Hamann und seine Mitarbeiter Faktoren, die das Entscheidungsverhalten von Patienten und Ärzten beeinflussen und somit auch Auswirkungen auf die sogenannte Adhärenz, die Umsetzung der Therapieempfehlung durch den Patienten, haben. Während in der ersten Studie ein Messinstrument entwickelt und psychometrisch getestet werden soll, das die Bereitschaft psychiatrischer Patienten abbildet, sich aktiv an therapeutischen Entscheidungen zu beteiligen, wird in der zweiten Untersuchung geprüft, ob ein Kommunikationstraining für Patienten mit schizophrenen Erkrankungen positive Effekte auf die Langzeitbehandlungsergebnisse der Patienten hat.
Hierbei sind die Wissenschaftler zuversichtlich, dass sich die in einer Pilotstudie nachgewiesenen Effekte auch in der nunmehr als Multicenter-Studie angelegten Untersuchung belegen lassen. Dies hieße, dass Patienten, die das Kommunikationstraining erhalten, nicht nur ihre Anliegen gegenüber den behandelnden Psychiatern aktiver vertreten, sondern auch bessere Behandlungsergebnisse erreichen können.
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