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Präsident Herrmann zum Dies Academicus 2006:

TU München fordert international wettbewerbsfähige Finanzausstattung

07.12.2006, Press releases

Massive Finanzierungsdefizite dargelegt – „Hochschulsonderprogramm 2011“ erneut angemahnt – Historisches Maximum von ca. 28,5 Tsd. TUM-Studierenden im Jahre 2016 – Anstieg um 20 % bis 2011 – Qualitätsvolle Studien- und Forschungsplätze für die internationalen Bildungsmärkte von morgen als historische Chance – Konkurrent ETH Zürich kann in einen Studienplatz das Dreifache der TU München investieren

„Falls die staatlichen Hochschuletats auf dem schon heute zu niedrigen Niveau eingefroren bleiben, wird sich auch das Bildungs- und HighTech-Land Bayern aus dem internationalen Wettbewerb verabschieden.“ Zu diesem Ergebnis kommt TU-Präsident Professor Wolfgang A. Herrmann, in seiner Rede zum Dies Academicus am Donnerstag, 7. Dezember 2006.

Herrmann rechnet aufgrund belastbarer Prognosen am Beispiel der Technischen Universität München vor, dass auf der Basis 1999 bereits jetzt ein jährliches Finanzierungsdefizit von ca. 70 Mio. Euro besteht. Infolge der kräftigen Aufwärtsentwicklung der Studentenzahlen wird sich dieses Defizit der Studierendenzahlen auf 185 Mio. Euro (Defizit 67 %) im Jahre 2016 erhöhen, wenn der Staat als Eigentümer nicht handelt. Die Studienanfänger sind an der TUM seit 1999 von 4.500 auf aktuell 5.800 gestiegen – und dies trotz strenger Qualitätsauswahl in mittlerweile etwa 50 Fächern (sog. Eignungsfeststellung). Die weitere Steigerung erreicht 6.500 im Jahre 2010, um zum darauf folgenden Jahr wegen des doppelten Abiturjahrgangs auf das historische Maximum 8.000 zu springen. Bis mindestens zum Jahr 2020 wird die TU München statt heute 21,6 Tsd. Studierende weit mehr als 26 Tsd. unterrichten (Maximum ca. 28,5 Tsd. im Jahre 2016). Der Gesamtzuwachs 1996-2016 entspricht in etwa der Größe der Universität Bayreuth.

Über die staatliche Grundfinanzierung hinaus erwirtschaftet die TU München schon heute weitere 35-40 % aus Forschungsdrittmitteln, davon etwa die Hälfte aus der Industrie. Damit liegt diese Hochschule auch hier deutschlandweit an erster Stelle, vor der RWTH Aachen. „Die ETH Zürich hat bei gleichem Drittmittelaufkommen nicht 275 Mio. Euro Staatsbudget, sondern 632 Mio. Euro – bei 40 % weniger Studierenden“, so Herrmann.

Es sei nach Jahren stagnierender Budgets eine weitere Leistungs¬steigerung nicht mehr darstellbar. Die bayerischen Universitäten hatten als Eigen¬beitrag zur Bewältigung des ständig steigenden Lehrbedarfs das Lehr¬deputat ihrer Dozenten unlängst signifikant erhöht und fallen auch hier weiter unter die internationalen besten Standards ab. Jetzt aber sei der Staat gefordert, die vernünftigerweise gesetzte Priorität auf die Hochschulen durch Taten zu beweisen. „Das ist nicht aus der Portokasse zu machen, da braucht es einen Ruck, der durch Regierung und Parlament geht“, so Herrmann. „Bayern investiert in einen TUM-Studienplatz 14 Tsd. € pro Jahr, während der Studienplatz an der ETH Zürich mit 43 Tsd. € ausgestattet ist“, rechnete Herrmann vor. Dagegen bringe man es in Deutschland fertig, jeden Arbeitsplatz im Kohlebau mit 72 Tsd. € jährlich zu subventionieren.

Der TU-Präsident konkretisierte mit seinen Forderungen die bereits zum Dies Academicus 2005 vorgelegten Entwicklungsprognosen, die sich der Größenordnung nach kaum verändert haben. Besonders betonte er, dass man nicht auf den Ansturm des doppelten Abiturjahrgangs 2011 warten könne. Die Rekrutierung der erforderlichen Mitarbeiter und Professoren müsse heute beginnen, um auch die fähigsten zu gewinnen und nicht auf kurzfristige Notlösungen angewiesen zu sein. Dafür seien aber weder der sog. Bund-Länder-„Hochschulpakt 2020“ noch die für alle bayerischen Universitäten derzeit in Rede stehenden ca. 175 zusätzlichen Personalstellen auch nur annähernd ausreichend.

Allein für die qualitätsvolle Ausbildung des doppelten Abiturjahrgangs seien im Zeitraum 2011-2016 zusätzliche Personalmittel von 0,8-1,2 Mrd. Euro an den bayerischen Universitäten erforderlich. Das bedeute für die TU München ca. 1.000 neue Personalstellen, die rechtzeitig zum Jahr 2011 geschaffen sein müssen. In der Größen¬ordnung von weiteren 1.500 Planstellen liegt der Aufwuchs bis zu diesem Zeitpunkt, selbst wenn man den Nachholbedarf seit 1999 unzulässigerweise außer Betracht lässt.

Der Präsident legte ferner dar, dass die TUM eine strategisch angelegte, tiefgreifende fachlich-strukturelle Modernisierung seit Jahren im Wesentlichen aus den vorhandenen Ressourcen schultert, und dies trotz steigender Studentenzahl.

Der demografische Rückgang nach dem Peakniveau 2016 rechtfertigt für den TU-Präsidenten keine halbherzigen Übergangslösungen. „Wir müs¬sen für den Studentenzuwachs der nächsten 10 Jahre hochqualifizierte Studien- und Forschungsplätze schaffen, damit wir uns kontinuierlich für die internationale Nachfrage rüsten. Die heute für unsere Studierenden geschaffenen Kapazitäten werden dann vom internationalen Publikum gut bezahlt werden, wie uns dies die Amerikaner und neuerdings auch die Australier überzeugend vorgemacht haben“, so Herrmann. Qualität sei die einzige Chance, um die expandierenden internationalen Bildungsmärkte zu erschließen. Dies sei die historische Chance eines heute noch reichen Landes.

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