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Vier Projekte im Rahmen des Marie Curie-Programms bewilligt:

EU fördert junge Spitzenwissenschaftler an der TU München

v.l.: Daniel P. Funeriu, TU-Präsident Wolfgang A. Herrmann, Anna Fontcuberta i Morral, Brigitte Forster-Heinlein, Karl-Ludwig Laugwitz

08.09.2006, Pressemitteilungen

Chemie – Physik – Mathematik/Lebenswissenschaften – Medizin

Mit rund 5,4 Millionen Euro unterstützt die Europäische Union vier außergewöhnlich innovative Forschungsprojekte an der Technischen Universität München (TUM), so viel wie an keiner anderen Universität in Europa. Die Projekte werden im Rahmen der „Marie Curie Excellence Grants“ gefördert, der exklusivsten und prestigeträchtigsten EU-Förderprogramme für Nachwuchswissenschaftler. Vier herausragende junge Wissenschaftler können nun ihre eigenen, international wettbewerbsfähigen Forschungsteams an der TUM aufbauen.

Seit April 2006 leitet Dr. Daniel P. Funeriu das Marie Curie Excellence Team „Enzyme Microarrays“ im Umfeld des Lehrstuhls für Anorganische Chemie (Prof. Wolfgang A. Herrmann). Funeriu (35) kommt vom National Institute of Advanced Sciences and Technologie of Japan (AIST), wo er sich bereits seit 2002 intensiv mit der Entwicklung einer neuartigen Enzym Microarray Technologie befasste. Microarrays oder so genannte Biochips gelten als viel versprechende Entwicklung in der medizinischen Diagnostik oder pharmazeutischen Forschung und werden für biochemische Tests und Analysen eingesetzt. An der TUM wird sich Funeriu mit seinem Team der Entwicklung von Microarrays widmen, auf denen Enzyme oder ganze Zellen aufgebracht und untersucht werden können. Die hierdurch mögliche Miniaturisierung erlaubt eine enorme Beschleunigung vieler Forschungsarbeiten.

Das weltweit erste Enzym Microarray dieser Art entstand bereits in einer Kooperation von Funeriu am AIST in Japan und Dr. Jörg Eppinger, Forschungsdozent für Molekulare Katalyse an der TU München. Mit diesem neuartigen Verfahren ist es möglich, tausende enzymatischer Reaktionen auf einer nur fingernagelgroßen Fläche parallel zu untersuchen. Die EU stellt im Rahmen des Marie Curie Grants hierfür in den nächsten vier Jahren 2 Millionen Euro zur Verfügung.

Daniel P. Funeriu stammt aus Rumänien. Nach dem Chemiestudium und Promotion an der Louis Pasteur Universität in Straßburg im Umfeld des Nobelpreisträgers Jean-Marie Lehn ging er an das Scripps Research Institute in La Jolla, Kalifornien. Dort begann auch die enge Zusammenarbeit mit Dr. Jörg Eppinger.


Dr. Anna Fontcuberta i Morral (31) ist am Lehrstuhl für Experimentelle Halbleiterphysik (Prof. Gerhard Abstreiter) des Walter Schottky Instituts in Garching tätig, wo sie ab Oktober 2006 im Rahmen des Marie Curie Excellence Groupleader Fellowship über „Semiconductor Nanowires for Field Effect devices“ (SENFED) forscht – ein Projekt, das die EU in den nächsten vier Jahren mit rund einer Million Euro fördert.

Nanodrähte sind längliche faserartige Kristalle, deren Länge deutlich größer ist als ihr Durchmesser. Für die Grundlagenforschung sind Halbleiter Nanodrähte sehr interessant, da sie als eindimensionale Leiter mit großem Oberflächen-Volumenverhältnis neue physikalische und chemische Eigenschaften aufweisen. Technologisch bieten sich Nanodrähte als attraktive Bausteine für neue Systeme in der Nanoelektronik und Nanophotonik an sowie für Anwendungen in biochemischen Sensoren. Mit ihrem Team wird sich Anna Fontcuberta i Morral drei komplementären Aspekten der Forschung an Halbleiter Nanodrähten widmen: Nach Untersuchung der Wachstumsmechanismen von Nanodrähten, der Synthese neuer kristalliner Strukturen und Herstellung horizontaler Nanoporen in Aluminium, in denen später Nanodrähte wachsen sollen, wird eine komplette Charakterisierung der optischen und elektronischen Eigenschaften von Nanodrähte bei tiefen Temperaturen stattfinden. Ziel ist, Anwendungen der Nanodrähte in Feldeffekt-basierten Bauelementen zu entwickeln.

Anna Fontcuberta i Morral stammt aus Barcelona und studierte Physik an den Universitäten Barcelona und Paris. Nach ihrer Promotion an der École Polytechnique, Frankreich, ging sie für insgesamt zwei Jahre an das California Institute of Technology (CalTech) nach Pasadena, USA.


Rund 750.000 Euro für drei Jahre erhält Dr. Brigitte Forster-Heinlein (32) im Rahmen des Marie Curie Grants für ihr Projekt MAMEBIA („Mathematical Methods in Biological Image Analysis“). Ziel dieses Gemeinschaftsprojekts des GSF-Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit mit der TU München ist die Entwicklung theoretischer und angewandter mathematischer Methoden zur Analyse biologischer Bilddaten. Das Team MAMEBIA wird dabei neue Wavelet-Methoden entwickeln, die hochwertige biologische Bildanalysen ermöglichen, wie sie beispielsweise in der Mikroskopie benötigt werden. Dr. Brigitte Forster-Heinlein will damit einen Bogen spannen, der von der theoretischen Mathematik über die Anwendung bis hin zu den Lebenswissenschaften (Life Sciences) führt. Gerade in der medizinischen Diagnostik und Früherkennung oder bei immer wiederkehrenden Schritten wie beispielsweise bei Reihenuntersuchungen ließen sich diese Bilddatenanalysen effizient, weil schneller und hochwertiger, einsetzen. Andere Fragestellungen, mit denen sich das Team befassen wird, sind unter anderem die 3D-Bildrekonstruktion für die Transmissionselektronenmikroskopie auf Basis nicht-äquidistanter Fourier-Transformationen und Analyseverfahren zur automatischen Klassifikation von Zellkulturen.

Brigitte Forster-Heinlein studierte Mathematik und Elektrotechnik an der TU München und der Université de Metz, Frankreich. Nach ihrer Promotion befasste sie sich bei einem Forschungsaufenthalt an der École Polytechnique Fédérale in Lausanne intensiv mit der Konstruktion komplexer Spineline-Wavelets für die Signal- und Bildanalyse. Sie hat an der TUM jetzt die Juniorprofessur für Mathematische Methoden in der Medizintechnik inne.


Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Karl-Ludwig Laugwitz (Molekulare Kardiologie der I. Medizinischen Klinik der TU München) wurde mit einem Marie Curie Excellence Team-Grant ausgezeichnet. Diese Förderung mit einem Gesamtvolumen von rund 1,6 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre wird es der Gruppe ermöglichen, ihre Grundlagenforschung auf dem Gebiet der kardiovaskulären Stammzellbiologie zu vertiefen. Der Schwerpunkt ihrer Arbeiten beschäftigt sich mit der Selbsterneuerung, Differenzierung und Zelllinienspezifizierung nativer kardialer Progenitorzellen während der Embryonalentwicklung des Herzens und der Charakterisierung des regenerativen Potentials kardiovaskulärer Vorläuferzellen aus dem humanen und murinen embryonalen Stammzellsystem. Ein besseres Verständnis der molekularen Signalwege während der Herzentwicklung im Embryo hat sich als elementar erwiesen für die Identifizierung und Manipulation kardiovaskulärer Stammzellpopulationen und wird in Zukunft neue Behandlungsmodalitäten adulter und angeborener Herzerkrankung ermöglichen.

Prof. Dr. Karl-Ludwig Laugwitz (38), gebürtig in Berlin, war nach Studium und Habilitation in den USA tätig. Zunächst ging er als Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an das Institute of Molecular Medicine der University of California, San Diego, dann wechselte er an die Harvard Medical School. Im Oktober 2005 wurde er auf das Extraordinariat für Molekulare Kardiologie am Klinikum rechts der Isar der TUM berufen.

TU-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann sieht in der Bewilligung von gleich vier der hart umkämpften EU-Marie Curie Excellence Grants eine „Bestätigung unserer Politik der frühen Selbständigkeit für brillante Nachwuchskräfte“. Deshalb unterstützt die Hochschule die Preisträger zusätzlich aus eigenen Mitteln, wo weiterer Bedarf gegeben ist. „Diese jungen Spitzenkräfte gehören außerdem zu unseren besten Beratern, was eine moderne Nachwuchsförderung im internationalen Wettbewerb betrifft,“ so Herrmann.

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