Beteiligungsfinanzierung im Wandel
01.06.2006, Press releases
KfW-Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurial Finance der TU München und KfW Bankengruppe legen umfassende Studie vor
Für mittelständische Unternehmen in Deutschland sind Bankkredite
traditionell die wichtigste externe Finanzierungsquelle. Weitere sind
die Aufnahme von Kapital über die Börse sowie
die Finanzierung durch Beteiligungskapital, also Private Equity und
Venture Capital, dessen Bedeutung in Deutschland in den letzten zehn
Jahren stark zugenommen hat. Eine der umfassendsten Studien zur
Struktur des deutschen Beteiligungsmarkts haben nun der
KfW-Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurial Finance der Technischen
Universität München (Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner) und die KfW
Bankengruppe durchgeführt
Die Ergebnisse der Studie „Beteiligungsfinanzierung nach der
Marktkonsolidierung“ basieren auf einer groß angelegten Befragung
deutscher Beteiligungsgesellschaften, die im Herbst 2005 durchgeführt
wurde. Im Kern kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass der
Zusammenbruch der New Economy zu einer Verschiebung der Marktaktivität
weg von der Früh- und hin zur Spätphasenfinanzierung und damit zu einer
Neuausrichtung vieler Beteiligungsgesellschaften geführt hat:
Beteiligungsgesellschaften finanzieren seltener Unternehmensgründungen
oder sehr junge Unternehmen und dafür häufiger Unternehmen, die bereits
länger bestehen. Die starke Präsenz der Banken sowohl als Anteilseigner
als auch als Finanzierungsquelle hat deutlich abgenommen, während im
Gegenzug Pensionsfonds an Bedeutung gewonnen haben. Damit ergab sich
eine Angleichung an den reiferen angelsächsischen Beteiligungsmarkt, in
dem Banken eine geringere Rolle spielen.
Ferner stellen die Autoren fest, dass trotz der Verschiebung hin zu
Spätphasenfinanzierungen und größeren Einzelinvestitionen sich die
Fondsgrößen in den letzten Jahren überraschenderweise nicht wesentlich
erhöht haben. Der Anteil kleiner Fonds mit Volumen von weniger als 25
Mio. Euro ist mit 32 % weiterhin sehr hoch. Bei diesen Kleinstfonds ist
zu befürchten, dass sie möglicherweise ineffizient klein sind.
Abgesehen von einigen großen „Generalisten“, so ein weiteres Ergebnis
der Studie, sind die meisten Anbieter bestrebt, sich durch die
Konzentration auf einzelne Marktsegmente und durch die Implementierung
spezifischer Geschäftsmodelle zu spezialisieren. Dies zeigt sich am
Einsatz der für „ihren“ Teilmarkt besonders geeigneten
Dealselektionskriterien, Finanzierungsinstrumente, Betreuungsintensität
und Exitkanäle.
Die im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2002 leicht zurückgegangene
Dynamik bei der Tendenz zur Spezialisierung deutet allerdings darauf
hin, dass viele Beteiligungsgesellschaften inzwischen „ihre“
Zielgruppen und Marktnischen gefunden haben. Dies werten die Verfasser
als Zeichen für eine zunehmende Marktreife, die sich auch im
gestiegenen Durchschnittsalter der Beteiligungsgesellschaften
ausdrückt. Dessen ungeachtet bestehen die Defizite insbesondere im
Frühphasensegment unverändert fort.
Die Erforschung privater Kapitalmärkte und der Finanzierung junger
Unternehmen ist ein Schwerpunkt der Fakultät für
Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität München. Mit
diesen Themenschwerpunkten befasst sich vor allem der
KfW-Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurial Finance sowie das Center for
Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) unter der Leitung von
Prof. Dr. Dr. Ann-Kristin Achleitner und Prof. Dr. Christoph Kaserer.
Die KfW Bankengruppe unterstützt Unternehmen, die schon heute an den
Technologien von morgen arbeiten, bei der Suche nach Risikokapital. Im
Jahr 2005 hat sie im Rahmen ihrer Beteiligungsfinanzierung insgesamt
rd. 300 Mio. EUR für Start ups und Technologie orientierte Unternehmen
zugesagt. Darüber hinaus ist die Analyse der Entwicklung von
Beteiligungsmärkten eine der zentralen Aufgaben der
KfW-Research-Abteilung.
Kontakt: presse@tum.de
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