Pionier der Grünen Gentechnik
Prof. Gerhard Fischbeck wird 80
24.08.2005, Press releases
Prof. Dr. Dr. hc. mult. Gerhard Fischbeck, emeritierter Ordinarius für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der TU München, feiert am 26. August 2005 seinen 80. Geburtstag.
Sucht man ein Beispiel für die Divergenz zwischen dokumentiertem und
gelebtem Alter, so wird man bei Gerhard Fischbeck fündig: Zwar
kalendarisch 80 Jahre, lassen ihn seine Ausstrahlung und Aktivität
leicht als 60-jährigen erscheinen. Stets vermittelt er den Eindruck,
dass er gerade in die nächste Vorlesung, in ein Seminar oder auf’s Feld
eilt.
War es in den 50er Jahren noch notwendig, den Backmischungen
kanadischen Weizen zuzumischen, so ist heute die Qualität deutscher
Weizensorten exzellent - ein Erfolg der Züchtungsarbeit von Gerhard
Fischbeck. Ähnlich verhält es sich mit der Brauqualität der Gerste, zu
deren Verbesserung seine Forschung beitrug. Die Arbeit an der
Braugerste dokumentiert den gelungenen Wandel vom Altmärker, wo Gerhard
Fischbeck in Wieglitz geboren wurde, zum lebenslustigen Bayern. Seine
beruflichen Stationen führten dabei über das Studium in Weihenstephan,
eine sich anschließende Assistentenzeit in Weihenstephan und St. Paul,
Minnesota, zum Ordinariat an der Universität Bonn, von wo er 1964 an
die TU München in Freising-Weihenstephan berufen wurde.
Beste Qualität nutzt nichts, wenn die Pflanze krank wird. So
konzentrierte sich Gerhard Fischbeck früh auf Resistenzzüchtung, vor
allem gegen den Schadpilz Mehltau. Dieses Forschungsgebiet glitt
nahtlos in genomische Arbeiten über. Mit dem Aufstellen einer ersten
molekularen Genkarte der Gerste begann am Lehrstuhl die Genomik. Er war
es, der den ersten Freilandversuch mit transgenem Mais und Raps an
einer Universität in Deutschland auf der Versuchsstation Roggenstein
initiierte und auch heute noch vehement für die Nutzung der Grünen
Gentechnik eintritt.
Neben Züchtungsfragen galt sein großes Interesse immer den
Wechselwirkungen zwischen Anbauverfahren und Sortenleistung und so ist
er einer der Letzten, der wirklich Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung
lebt.
Sicherlich ist es diese Breite, die ihm die Kunst verleiht,
wissenschaftliche Gespräche zu stimulieren und ergebnisorientiert zu
moderieren. Diese eindrucksvolle Fähigkeit führte dazu, dass er in
vielen wissenschaftlichen Gremien und Kommissionen als Vorsitzender
unentbehrlich war und viele Entwicklungen im Hintergrund der
Agrarforschung mitgestaltete. So wurde er zum Ehrendoktor der
Universitäten Bonn und Gießen, Ehrenmitglied einschlägiger
Gesellschaften und u.a. Gutachter im DFG Hauptausschuss oder
Beiratsvorsitzender beim Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung.
Auch wirkte er bei der Weichenstellung für die Zukunft der
Akademieinstitute der ehemaligen DDR mit. Für all seine Aktivität
erhielt Fischbeck die bayerische Staatsmedaille in Silber und das
Bundesverdienstkreuz I. Klasse.
Gerhard Wenzel
Lehrstuhl für Pflanzenzüchtung