Vortragsveranstaltung an der TU München
Chancen und Risiken von Software-Offshoring
10.02.2005, Pressemitteilungen
Staatsminister Erwin Huber eröffnet am 11. Februar 2005 die Veranstaltung "Chancen und Risiken von Software-Offshoring". Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und dem Bundesverband Bitkom diskutieren über die Potenziale der Auslagerung von Softwareprojekten in Niedriglohnländern für den Standort Deutschland, über Erfahrungen mit Offshore-Projekten und zukunftsfähige Strategien für die Unternehmen. "Momentan reduziert sich die öffentliche Diskussion beim Offshoring auf den möglichen Verlust von Arbeitsplätzen in Deutschland. Das Ausblenden der Vorteile für die inländische Wirtschaft ist genauso gefährlich wie die Euphorie mancher Unternehmen angesichts möglicher Kosteneinsparpotenziale", erläutert Prof. Manfred Broy, Lehrstuhl für Software & Systems Engineering der TU München.
Dass Offshoring durchaus auch den inländischen Arbeitsmarkt beleben kann, zeigt zum Beispiel die von der Information Technology Association of America 2004 in Auftrag gegebene Studie. Das durch Offshoring eingesparte Kapital wird von den Unternehmen wieder investiert, dadurch können neue Arbeitsplätze entstehen. Wie stark heutzutage Offshoring praktiziert wird, zeigen Marktanalyen der Deutschen Bank Research (April 2004): Deutschland liegt weit hinter den USA zurück. Mit einem Marktvolumen von 0,4 Mrd. EUR im Jahr 2003 vergeben deutsche Unternehmen um den Faktor 135 weniger Offshore-Aufträge als die USA. "Offshore ist längst ein strategisches Instrument für die USA geworden, um die Weltmarktführerschaft auf den Dienstleistungsmärkten der Information, Telekommunikation und Kommunikation (ITK) zu sichern", so Dr. Peter Broß, Geschäftsführer des Branchenverbandes Bitkom.
Der zentrale Grund, Softwareprojekte nach Indien oder in die neuen EU-Staaten auszulagern, liegt für deutsche Manager in der Kostenersparnis. Das Marktforschungsinstitut Economist Intelligence Unit befragte im November 2004 auch ITK-Verantwortliche in anderen Ländern. Diese sehen das größte Potenzial in der Optimierung der Unternehmensprozesse und dem Gewinn von Know-how für das eigene Unternehmen.
Viele Unternehmen haben erste Erfahrungen mit Offshoring gemacht. Es gibt äußerst positive Beispiele, aber auch gescheiterte Projekte. Probleme ergeben sich zum größten Teil aus einer ungenügenden Planung bzw. Kontrolle heraus (43 %) und mangelndem Management (23 %). Weitere Faktoren sind die geringe Arbeitsmoral, IT-bezogene Probleme, unterqualifizierte Arbeitskräfte und ineffiziente Kommunikation. Kommunikationsschnittstellen müssen daher klar definiert sein. Die Praxis zeigt insgesamt, dass Offshore-Entwicklungsarbeiten von Anfang an minuziöser geplant sein müssen. Der Initialaufwand ist demnach höher.
Zur Nutzung der jeweiligen Vorteile in verschiedenen Projektumgebungen unterscheidet beispielsweise Dr. Dirk Taubner, Vorstand der sd&m AG vier Offshore-Modelle: Beim Support-Modell findet die Entwicklungsarbeit mit Offshore-Mitarbeitern ausschließlich in Deutschland statt. In der klassischen Variante, dem Remote Delivery-Modell, übernehmen Softwareentwickler in Deutschland die Spezifikation, die Realisierung wird durch das Offshore-Team vollzogen. Beim Transfer-Modell realisiert ein gemischtes Team den ersten Release, spätere Versionen werden im Ausland duchgeführt. Vom Integrated-Model wird gesprochen, wenn integrierte Teams in Deutschland und im Offshore-Land arbeiten. In Abhängigkeit von der Komplexität des Projektes und des gewählten Modells werden beim Offshoring unterschiedliche Kosteneinsparungen realisiert. Projekte mit hoher Komplexität lassen sich sowohl im Integrated- als auch im Support-Modell umsetzen.
Die Veranstaltung findet am 11.2.2005 um 15 Uhr in der Technischen Universität München, Arcisstraße 21, (Eingang Theresienstraße) Raum 0602 statt.
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