Robert Koch-Institut erteilt der TU München die Genehmigung:
Feldversuch mit Carotin-Kartoffeln auf der Versuchsstation Roggenstein
04.04.2003, Pressemitteilungen
Gesundheitsförderliche Lebensmittel als langfristiges Forschungsziel
Das Robert Koch-Institut hat den von der TU München beantragten Freisetzungsversuch von genetisch veränderten Kartoffeln auf dem Versuchsgut Roggenstein bei Olching genehmigt. Der beantragte Anbau ist Teil des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Leitprojektes "Verbesserung der gesundheitlichen Qualität von Lebensmitteln durch Erhöhung und Modifikation des Carotinoid-Gehaltes". Das Projekt leitet der renommierte Pflanzengenetiker Prof. Gerhard Wenzel, Ordinarius für Pflanzenbau- und Pflanzenzüchtung am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München.
Wissenschaftliche Studien weisen nach, dass ein hoher Gemüseverzehr das Risiko degenerativer Krankheiten senkt. Diese Schutzwirkung wird unter anderem den Carotinoiden zugeschrieben. Dabei handelt es sich um gesundheitsförderliche Naturstoffe. Wegen des geringen Gemüseverzehrs in Deutschland soll zur vollen Nutzung des gesundheitlichen Potentials der Carotinoide deren Gehalt in der Kartoffel erhöht werden. Kartoffelknollen enthalten normalerweise nur eine winzige Menge an Carotinoiden, und das gesundheitlich besonders wertvolle Zeaxanthin tritt darunter nur in Spuren auf. Um eine Anhäufung davon zu erreichen, haben die Wissenschaftler am Lehrstuhl für Pflanzenbau- und Pflanzenzüchtung den Umbau von Zeaxanthin in Folgeprodukte in der Knolle genetisch blockiert. Ziel ist es, eine gesteigerte Bioverfügbarkeit der Carotinoide zu gewährleisten.
Mit der Vermehrung von je 300 Kartoffelpflanzen soll jetzt in Roggenstein soviel Ausgangsmaterial wachsen, dass das Material umfassend ernährungsphysiologisch sowie in Tierversuchen weiter untersucht werden kann. Für die Forschung ist die Produktion der Kartoffeln im Freisetzungsversuch die Grundlage für weitere wissenschaftliche Untersuchungen. Über die gesundheitliche Wirkung der Carotinoide in der Kartoffel forschen Ernährungswissenschaftler und Mediziner in enger Zusammenarbeit. Bestätigen sich die Erwartungen, könnte die Züchtung von Sorten für den Verzehr beginnen.
Die Technische Universität München hat mehrere Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen durchgeführt. Der jetzt aufgrund hoher Standards genehmigte Versuch in Roggenstein wird von Mitarbeitern durchgeführt und überwacht, die seit 1993 in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Bestimmungen, insbesondere dem Gentechnikgesetz, alle bisherigen Versuche zuverlässig betreut haben.
TU-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann und die am Projekt beteiligten Wissenschaftler werten die Genehmigung als wichtigen Schritt für die Forschung an gesundheitsförderlichen Lebensmitteln. Das Robert Koch-Institut sei ein Garant für die hohen Standards in der Pflanzengenetik und bestätige der TU München mit der Genehmigung ein Höchstmaß an wissenschaftlicher Sorgfalt.
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