Größtes naturheilkundliches Foschungsprojekt der Welt
Beobachtungsstudie belegt: Akupunktur hilft gegen Schmerzen
21.03.2002, Pressemitteilungen
Über 500.000 Patienten und 9.400 Prüfärzte am "Modellvorhaben Akupunktur der 10 Ersatzkassen" beteiligt - Auswertung einer ersten Beobachtungsstudie des "Zentrums für naturheilkundliche Forschung" an der TU München belegt: Akupunktur bessert bei über 70 Prozent aller Patienten die Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen
Jeder zehnte Bundesbürger leidet an chronischen Schmerzen, die meisten davon an Rücken-, Kopf- und Gelenkschmerzen. Und für viele Schmerzpatienten war Akupunktur der letzte Strohhalm, wenn alle anderen schulmedizinischen Maßnahmen nicht zum erwünschten Erfolg geführt hatten. Das Problem dabei: Seit Januar 2001 mussten gesetzlich versicherte Schmerzpatienten jede Akupunktur-Behandlung aus ihrer eigenen Tasche bezahlen. Grund: Der Bundesausschuss Ärzte und Krankenkassen hatte die gesetzlichen Krankenkassen unter Hinweis auf fehlende wissenschaftliche Nachweise für die Wirksamkeit der Akupunktur dazu gezwungen, die aus China stammende Therapiemethode aus ihrem Leistungskatalog zu streichen. Er erlaubte den Kassen aber, die reklamierten Wirksamkeitsnachweise bei Kopf-, bestimmten Rücken- und Gelenkschmerzen im Rahmen sogenannter Modellvorhaben zu erbringen. Bereits im Februar 2000 schlossen sich Deutschlands Ersatzkassen zu einem Bund zusammen und beauftragten das "Zentrum für naturheilkundliche Forschung" an der TU München mit der Durchführung des "Modellvorhabens Akupunktur der Ersatzkassen".
Jetzt präsentierte das "Zentrum für naturheilkundliche Forschung" erste Ergebnisse einer bereits angelaufenen Beobachtungsstudie mit insgesamt 45.035 Patienten (Durchschnittsalter: 56 Jahre, 80,5 Prozent Frauen), die beweisen: Bei über 70 Prozent ließen sich die Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen wirksam mit Akupunktur behandeln. Forschungsleiter Dr. Dieter Melchart: "Die von den Prüfärzten dokumentierte Wirksamkeit war bei über 50 Prozent der Patienten gut, bei 20 Prozent sogar sehr gut." Interessant dabei: Bei den meisten Patienten trat die schmerzlindernde Wirkung der Akupunktur bereits nach der sechsten Behandlung ein und konnte durch weitere Sitzungen nur noch unwesentlich verbessert werden. Jetzt sollen diese Ergebnisse durch kontrollierte klinische Studien wissenschaftlich untermauert werden.
Das "Modellvorhaben Akupunktur der Ersatzkassen" sieht dafür insgesamt vier Teilbereiche vor: Im Teilbereich 1 soll die spezifische Wirksamkeit der Akupunktur durch vier randomisierte klinische Studien mit je 300 Migräne- und Spannungskopfschmerz-, bestimmten Rücken- und Gelenkschmerzpatienten ermittelt werden, von denen eine Gruppe mit Akupunktur nach Lehrbuch und eine zweite mit Akupunktur nicht nach Lehrbuch behandelt wird, während eine dritte zunächst gänzlich unbehandelt bleibt (Wartelisten-Gruppe). Durchgeführt werden diese Studien von ca. 50 Prüfzentren, die über ganz Deutschland verteilt sind.
Als Teilbereich 2 soll die Wirksamkeit der Akupunktur in 50 ausgewählten Arztpraxen an 480 Patienten mit chronischer Migräne gegen eine medikamentöse Standardtherapie getestet werden. Die Kostenträger interessiert an dieser weiteren kontrollierten klinischen Studie neben der Wirksamkeit der Akupunktur natürlich auch deren Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Als dritten Teilbereich sieht das Modellvorhaben der Ersatzkassen eine offene Beobachtungsstudie mit über 500.000 Patienten und 9.400 Prüfärzten vor. Klaus H. Richter, Vorstand der Barmer-Ersatzkasse: "Von dieser Studie versprechen wir uns auch Erkenntnisse über mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen der Akupunktur sowie Aufschluss darüber, welchen Einfluss die Qualifikation der einzelnen Ärzte auf die Wirksamkeit der Akupunktur hat." Ein Vorhaben, das von Dr. Maric-Oehler, Präsidentin der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur, ausdrücklich begrüßt wird: "Die genaue Darstellung der Versorgungspraxis hilft uns bei der Abgrenzung zu Ärzten, die Akupunktur unqualifiziert ausüben."
Vierter und letzter Teilbereich ist eine Aus- und Bewertung aller international veröffentlichten Studien, die einen genauen Überblick über den aktuellen Stand der internationalen Akupunktur-Forschung erlaubt.
Nach Angaben der Ersatzkassen wird das Modellvorhaben inklusive der Behandlungskosten bis zur voraussichtlichen Neubewertung durch den Bundesausschuss in drei Jahren rund 150 Millionen Euro kosten. DAK-Vorstand Eckart Schupeta: "Mit über 500.000 Patienten, 9.400 beteiligten Prüfärzten und dem gewaltigen finanziellen Aufwand ist es weltweit das bislang größte naturheilkundliche Forschungsprojekt. Wir hoffen, in drei Jahren dem Bundesausschuss Ärzte und Krankenkassen wissenschaftlich fundierte Ergebnisse präsentieren zu können, die ihm eine rasche Neubewertung ermöglichen."
Kontakt:
Dr. Dieter Melchart
Zentrum für naturheilkundliche Forschung
II. Medizinische Klinik der TU München
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Fax (089) 39 34 84
E-Mail: Dieter.Melchart@lrz.tu-muenchen.de
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