Schatz aus dem Historischen Archiv der TU München:
Documenta zeigt 402 Aquarelle des „Apfelpfarrers“ Korbinian Aigner
08.06.2012, Pressemitteilungen
Mit einer Leihgabe von 402 Apfel-Zeichnungen beteiligt sich die Technische Universität München an der Ausstellung für zeitgenössische Kunst Documenta (13) in Kassel. Die postkartengroßen Aquarelle zeigen unterschiedliche Apfelsorten und stammen von dem bayerischen Pfarrer und Apfelkundler Korbinian Aigner (1885-1966). Der Gegner der Nationalsozialisten wurde im Dritten Reich denunziert und war im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Zwischen den Baracken pflanzte er unentdeckt Apfelsämlinge.
Einige der Äpfel sind rund und rot gestreift, andere spitz und blass, wieder andere grün und flachgedrückt: Ungefähr 900 Aquarellzeichnungen von verschiedenen Apfel- und Birnensorten hat der bayerische Pfarrer und Apfelkundler Korbinian Aigner zwischen 1912 und 1960 gezeichnet. Ursprünglich dienten die postkartengroßen Arbeiten als Hilfsmittel für die Sortenbestimmung. Ab 9. Juni 2012 sind 402 Aquarelle auf der internationalen Ausstellung für zeitgenössische Kunst Documenta zu sehen. Sie sind eine Leihgabe des Historischen Archivs der Technischen Universität München (TUM), der Aigner seine Bildersammlung vermacht hatte.
Die einzigartige Bildersammlung ist Teil einer „ökologischen Perspektive“, mit der die Documenta den Blick auf die Vielfalt von Pflanzen- und Tierarten lenken soll. Ebenfalls zur Ausstellung gehören deshalb zwei Apfelbäumchen, die im vergangenen Herbst im Außenareal gepflanzt wurden. Eines davon ist ein nach Korbinian Aigner benannter „Korbiniansapfel“.
Korbinian Aigner (1885-1966)
Der Bauernsohn Korbinian Aigner wurde 1885 in Hohenpolding geboren. Nach der Priesterweihe lehrte er ab 1912 Zeichnen am Knaben-Seminar Scheyern. Der Gegner der Nationalsozialisten wurde im Dritten Reich denunziert. Er wurde wegen regimekritischer Äußerungen zu einer Haftstrafe in München-Stadelheim verurteilt, nach deren Verbüßung war er im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Zwischen den Baracken pflanzte er unentdeckt Apfelsämlinge. Die von ihm „KZ3“ genannte Apfelsorte ist heute als „Korbiniansapfel“ bekannt. Er überlebte die Haft, blieb Seelsorger und widmete sich bis zu seinem Tod 1966 dem Obstbau und seiner Verbreitung.
Aigner zeichnete mit Bleistift vor und malte vermutlich mit Wasserfarben und/oder Gouache, wohl auch mit Buntstift auf Karton, teilweise auf alte Aktendeckel. Von jedem der ungefähr 900 Motive ist nur eine Darstellung überliefert. Der leidenschaftliche Apfelkundler vermachte die als Hilfsmittel für die Sortenbestimmung entstandene Bildsammlung dem Lehrstuhl für Obstbau der Technischen Universität München. In der Obhut des Historischen Archivs der TUM sollen die Bilder nach ihrer Rückkehr von der Documenta digitalisiert werden.
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