Auszeichnung für den Mitbegründer des Forschungsfelds Gründungsfinanzierung
Harvard-Ökonom Josh Lerner wird Ehrendoktor der TU München
20.05.2009, News
Nicht nur in der Finanzkrise ist es für junge, schnell wachsende Unternehmen häufig schwer, an genügend Kapital zu kommen. Kann der Staat gezielt einen Markt für Investoren schaffen, die Start-up-Firmen Risikokapital (Venture Capital) zur Verfügung stellen? Das ist nicht einfach, aber möglich, weiß Prof. Josh Lerner von der Harvard Business School in Boston, USA, der vor rund fünfzehn Jahren als einer der ersten Ökonomen begann, Gründungsfinanzierungen wissenschaftlich zu untersuchen. Für seine Pionierleistungen erhielt er gestern die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität München (TUM).
Die weltweit erste Beteiligungsgesellschaft gründete sich zwar schon 1946, doch erst Mitte der 1990er-Jahre begannen Ökonomen damit, Gründungsfinanzierungen systematisch zu analysieren. Heute haben viele Staaten das Potenzial von Jungunternehmen für die Innovationskraft eines Landes und damit den langfristigen volkswirtschaftlichen Nutzen erkannt. Doch noch immer versagen viele kostspielige Bemühungen, eine Landschaft von Venture-Capital-Gesellschaften zu bilden, die schnell wachsende Start-up-Firmen mit Kapital versorgen.
Prof. Josh Lerner, heute Professor für Investment Banking an der Harvard Business School in Boston (USA), gehörte zu den ersten Wirtschaftswissenschaftlern, die Fragen rund um Gründungsfinanzierungen (Entrepreneurial Finance) bearbeiteten und zum Beispiel untersuchten, wie erfolgreiche Venture Capitalisten Gründer auswählen, wie sie sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder aus dem Unternehmen zurückziehen und wie sie einerseits den Erfolg des Start-ups kontrollieren und andererseits den Gründern genügend Raum für große Entwicklungssprünge lassen. Darüber hinaus hat er analysiert, welche Investorentypen in Beteiligungsgesellschaften investieren und welche Renditen mit dieser Anlageform erzielt werden können.
Nicht nur die Beteiligungsgesellschaften selber profitieren von dem heute verfügbaren Wissen, auch für Staaten und politische Entscheidungsträger ist ein gutes Verständnis etwa der Langfristigkeit und der internationalen Verflechtung von Venture Capital (VC) essenziell. Denn während etwa VC-Programme in Israel und Taiwan zu einer Vermehrung des dortigen Beteiligungskapitals führte, scheiterte Japan mit ähnlichen Bestrebungen, unter anderem weil die Regierung zu sehr auf nationale Gruppen fokussierte, wie Lerner feststellte.
Prof. Christoph Kaserer, der als Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der TUM die Auszeichnung verlieh, würdigte die Verdienste des Geehrten: „Josh Lerner hat die Wirtschaftswissenschaften in einzigartiger Weise um Erkenntnisse zu Entrepreneurial Finance, Innovationsmanagement und Patentpolitik bereichert – drei Themenkomplexe, die in der Konzeption unserer Fakultät eine zentrale Rolle spielen. Mit der Ehrenpromotion möchten wir neben unserer wissenschaftlichen auch unsere persönliche Verbundenheit mit Prof. Lerner Ausdruck verleihen.“
Kontakt: presse@tum.de