Sportwissenschaftler der TU München analysieren Fußballspiele:
40 Prozent der Tore entstehen zufällig
06.07.2010, Press releases
Mehrere tausend erfolgreiche Torschüsse haben sich Prof. Martin Lames und seine Mitarbeiter angesehen - und rund 40 Prozent als Zufallstreffer eingestuft. Abpraller von Torpfosten, unfreiwillige „Hilfe“ der Abwehr oder Schüsse aus großer Entfernung können die Fußballer unmöglich planen oder kontrollieren. Martin Lames, Trainingswissenschaftler an der TU München (TUM), mahnt daher, nicht von jedem gewonnenen oder verlorenen Spiel automatisch auf die sportliche Leistung der Sieger zu schließen.
Angriff über den rechten Außenflügel, Doppelpass - glatt ‘rein ins Tor! So geschickt geplant und umgesetzt sind längst nicht alle Tore im Fußball. Wenn der Ball zum Beispiel erst an Pfosten oder Latte prallt und von dort ins Tor springt, entscheidet ein nur um wenige Zentimeter oder Millimeter versetzter Aufprallpunkt, ob das Leder nicht doch wieder ins Feld zurückspringt. Planen kann der Spieler so etwas nicht - „ein Zufallstor“, sagt TUM-Trainingswissenschaftler Prof. Martin Lames. Er hat ein Beobachtungssystem mit sechs Kriterien entwickelt, die unplanbare Situationen vor dem Tor beschreiben, und dann zusammen mit seinen Mitarbeitern über mehrere Jahre hinweg tausende Tore analysiert.
„Jeder Zuschauer weiß natürlich, dass es Tore gibt, bei dem der Schütze einfach nur großes Glück hatte“, meint Lames. Seine Untersuchungen zeigten jedoch, so der Trainingswissenschaftler, dass der Zufall eine reguläre Einflussgröße sei, die man nicht vernachlässigen dürfe. Für die Spieler bedeutet das: Es ist wichtig, sich auf das nicht Vorhersehbare einzulassen oder einfach einmal Unordnung herzustellen und etwas zu riskieren. Solche Flexibilität könne, so der TUM-Wissenschaftler, auch im Training geübt werden.
Die Beobachter bittet Lames um etwas Nachsicht: „Wenn ein Spiel eins zu null endet, loben Fans und Kommentatoren die Sieger häufig in den Himmel und die Verlierer werden niedergemacht - der Rolle des Zufalls wird das nicht gerecht.“
Als „störendes Element“ möchte Lames die Zufallstreffer nicht verstanden wissen, im Gegenteil: „Die Mischung zwischen Können, Taktik und Glück ist das, was den Fußball so spannend macht.“ Und morgen im Halbfinale? „Der deutschen Mannschaft viel Glück“ wünscht Lames.
Kontakt:
Prof. Dr. Martin Lames
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Tel. 089 289 24496
martin.lames@tum.de
Kontakt: presse@tum.de
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