DFG-Förderung für exzellente Forschung an der TUM:
TU München erfolgreich im Rennen um Forschungsmittel
18.11.2009, Press releases
Exzellente Forschungsvorhaben mit hoher wissenschaftlicher Relevanz belohnt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit der Einrichtung von Sonderforschungsbereichen, kurz SFBs, oder „transregionalen Forschungszentren“, sogenannten Transregios, mit denen eine bis zu zwölfjährige Förderung verbunden ist. In seinen Sitzungen am 16. und 17. November 2009 hatte der Bewilligungsausschuss der DFG unter anderem über sechs Anträge mit Beteiligung der Technischen Universität München (TUM) zu entscheiden. Vier dieser Anträge waren erfolgreich, darunter ein von der TUM eingereichter SFB sowie ein Transregio von TUM und Universität Augsburg.
Seit der Zeit von Sir Isaac Newton gilt die mechanische Kraft als wichtigste Einflussgröße für die Bewegung von Körpern. Aber nicht nur in der makroskopischen Welt spielen mechanische Kräfte eine wichtige Rolle. Nachdem es an der TU München erstmals gelungen ist, die Mechanik einzelner Eiweißmoleküle mit Hilfe eines speziellen Kraft-Mikroskops zu vermessen, wird klar, dass auch in lebenden Organismen von der molekularen Ebene bis hin zur ganzen Zelle viele Signalprozesse und Transportvorgänge mechanisch kontrolliert werden. Die bisher durchgeführten Forschungsarbeiten zeigen schon jetzt, dass mechanische Kräfte einen erheblichen Einfluss auf wichtige zelluläre Prozesse wie die Proteinfaltung und das Zusammenwirken verschiedener Proteine haben.
Im Rahmen des SFB 863 werden Wissenschaftler der TU München und anderer Münchner Forschungseinrichtungen nun diese mechanischen Prozesse vom einzelnen Eiweißmolekül bis hin zu kompletten Zellen untersuchen. „Die Patch-Clamp-Technologie hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Wissenschaft die Rolle von Ionenkanälen in den Zellen verstanden hat,“ sagt der Sprecher des SFB 863, Professor Dr. Matthias Rief, Physiker an der TU München. „Wir hoffen, dass die mechanische Untersuchung von Biomolekülen eine ähnlich wichtige Rolle bei der Aufklärung spielen wird, wie mechanische Kräfte in Zellen erzeugt werden, wie Moleküle diese Kräfte erkennen und wie sie darauf reagieren.“
Das Forschungsprogramm baut auf die enge Zusammenarbeit zwischen Biophysikern, Biochemikern, Zellbiologen und Theoretikern. Insgesamt gliedert sich der SFB in 16 Teilprojekte. Neben den Arbeitsgruppen aus dem Physik-Department der TU München sind weitere Forschungsgruppen des TUM Department Chemie, des Walter Schottky Instituts der TUM, der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried beteiligt. Für die ersten vier Jahre hat die DFG nun 8,4 Millionen Euro bewilligt. Bei Erfolg kann die Laufzeit auf zwölf Jahre verlängert werden.
Dank der Förderung durch die DFG können Physiker der TU München und der Universität Augsburg im Rahmen des Transregio TRR 80 mit dem Titel "From Electronic Correlations to Functionality" nun neue Materialien erforschen, die das Potential haben, elektronische Bauelemente zu revolutionieren. Mit der gezielten Platzierung von Grenzflächen zwischen Halbleitern wie etwa Silizium wurde seinerzeit die Basis für die Entwicklung von Transistoren und Chips und damit für ungezählte, heute alltäglich eingesetzte Bauelemente geschaffen. Eine analoge Entwicklung setzt gegenwärtig bei elektronisch weitaus anspruchsvolleren Materialien ein. Die magnetischen, ferroelektrischen oder supraleitenden Eigenschaften dieser Materialien wollen die Wissenschaftler des Projekts erforschen und nutzbar machen.
Eine zentrale Rolle bei der experimentellen Arbeit wird der Forschungs-Neutronenquelle der TU München (FRM II) in Garching spielen. Die Förderung erfolgt zunächst für einen Zeitraum von vier Jahren. Dem Transregio TRR 80 werden in den ersten vier Jahren rund acht Millionen Euro an Mitteln für Forschung und Ausbildung zur Verfügung stehen. Bei erfolgreichem Verlauf besteht die Option der Verlängerung des Transregio auf insgesamt zwölf Jahre mit einem Gesamtvolumen von 25 bis 30 Millionen Euro.
Der Transregio verbindet nicht nur Physiker der TU München und der Universität Augsburg in einem überregionalen, großen Forschungsprojekt, sondern umfasst auch Wissenschaftlergruppen des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung in Stuttgart, des Walther-Meißner-Instituts der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Garching und der LMU München. Gleichzeitig sollen mit dem Transregio in besonderem Maße junge Wissenschaftler gefördert werden. Koordinator und Sprecher ist Professor Dr. Jochen Mannhart (Universität Augsburg, Zentrum für Elektronische Korrelationen und Magnetismus), sein Stellvertreter ist Professor Dr. Peter Böni (TU München, Lehrstuhl für Experimentalphysik E 21).
Auch zwei weitere Anträge mit TUM-Beteiligung waren erfolgreich: Der Neuantrag „Bildung und Funktion neuronaler Schaltkreise in sensorischen Systemen” (SFB 870, Sprecherschaft: LMU) sowie der Folgeantrag „Molekulare Mechanismen der normalen und malignen Hämatopoese“ (SFB 684, Sprecherschaft: LMU).
In den Jahren 2005 bis 2007 hat die Technische Universität München mehr als 200 Millionen Euro an Drittmitteln von der DFG eingeworben. Im DFG-Förder-Ranking steht die TU München damit auf dem vierten Platz unter den bewilligungsstärksten Universitäten in Deutschland. „Angesichts der harten wissenschaftlichen Maßstäbe, die die DFG bei der Bewilligung anlegt, ist das exzellente Abschneiden der Technischen Universität München hocherfreulich. Es ist eine wichtige Anerkennung unserer wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit“, sagte TUM-Päsident Professor Wolfgang A. Herrmann.
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