Komplexitätsforscher Klaus Mainzer an die TU München berufen
Linde-Akademie bekommt neuen Chef
09.04.2008, Pressemitteilungen
Die Carl von Linde-Akademie an der Technischen Universität München (TUM) hat einen neuen wissenschaftlichen Direktor: Mit dem Beginn des Sommersemesters übernimmt der Wissenschaftstheoretiker und Komplexitätsforscher Professor Klaus Mainzer die Institutsleitung sowie den neu gegründeten Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie.
Klaus Mainzer beschäftigt sich aus philosophischer Perspektive mit komplexen Systemen, dem Paradigma der Selbstorganisation, der Chaostheorie und künstlicher Intelligenz. Er studierte Mathematik, Physik und Philosophie an der Universität Münster und wurde dort 1979 im Fach Philosophie habilitiert. 1980 erhielt er ein Heisenbergstipendium und wurde 1981 auf den Lehrstuhl Grundlagen und Geschichte der exakten Wissenschaften an die Universität Konstanz berufen. Von 1988 bis 2008 war er Professor für Wissenschaftsphilosophie an der Universität Augsburg.
Mit dem Ruf an die interdisziplinär ausgerichtete Carl von Linde-Akademie geht ein Wunsch von Klaus Mainzer in Erfüllung: „Seit meinem Studium war Interdisziplinarität immer mein großes Ziel.“ Er selbst hat diese Interdisziplinarität immer gelebt. So hatte er beispielsweise in der Zeit, als er an der Konstanzer Universität unterrichtete, gleichzeitig einen Lehrauftrag an der Chemiefakultät der ETH Zürich. In Augsburg hob er das Institut für interdisziplinäre Informatik aus der Taufe. Sein Credo: „Im Zeitalter der Globalisierung reicht fachspezifisches Spezialwissen für einen Ingenieur, Naturwissenschaftler oder Mediziner nicht mehr aus.“ Wissenschaftler müssten in der Lage sein, mit Kollegen aus Nachbardisziplinen genauso kommunizieren zu können wie mit einer interessierten Öffentlichkeit.
Genau diesen Themen widmet sich die Carl von Linde-Akademie. Mit einem kulturwissenschaftlich geprägten Angebot soll das Verständnis der TU-Studierenden dafür gefördert werden, wie man kooperiert, Zukunft gestaltet, Entscheidungen herbeiführt, Risiken abschätzt, Verantwortung übernimmt und offen bleibt für Wandel. Diese erfolgreiche Arbeit der Carl von Linde-Akademie möchte Mainzer fortsetzen. Auch die Vorlesungsreihe für die Öffentlichkeit, die sich in diesem Semester dem „Kleinen Unterschied“ widmet, soll weitergeführt und ausgebaut werden. Gleichzeitig möchte er die Forschungsaktivitäten der Carl von Linde-Akademie verstärken. Beispielsweise durch eine Zusammenarbeit mit dem neugegründeten Institute for Advanced for Studies (IAS) an der TUM.
Pläne hat er auch für einen neuen Masterstudiengang „Philosophy of Science and Technology“. Hier soll keine Vollausbildung in Philosophie geleistet werden, sondern vielmehr Absolventen eines technischen Studiengangs eine Weiterbildung in einem zusätzlichen kulturwissenschaftlichen Feld ermöglichen. Wünschenswert ist Mainzer dabei die Zusammenarbeit mit den Philosophiekollegen an der Ludwig-Maximilians-Universität sowie an der Hochschule für Philosophie und der Bundeswehrhochschule. „Wir sollten die vorhandene Kompetenz am Standort München noch stärker zusammenführen.“ Dabei hat Professor Mainzer auch schon ein wenig eine Neuauflage der Exzellenzinitiative im Blick: „Schön wäre es, wenn die Münchner Philosophie gemeinsam erfolgreich sein könnte.“
Die interdisziplinär ausgerichtete Carl von Linde-Akademie will Brücken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft schlagen. Sie wurde 2004 auf Antrag der TU München vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst als Zentralinstitut der Hochschule errichtet. Ermöglicht wurde die Gründung durch eine großzügige Stiftung der Linde Group.
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