Umfrage der TU München und der IHKs
Beteiligungskapital kein Allheilmittel
06.06.2005, Pressemitteilungen
Die meisten Mittelständler sehen Beteiligungskapital nur selten als geeignete Finanzierungsalternative. Vor allem die hohen Renditeerwartungen der Beteiligungsgesellschaften und die Furcht, nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein, schrecken die Unternehmen ab. Das ergab eine Umfrage der IHKs München, Passau, Regensburg und Würzburg zusammen mit dem Center for Entrepreneurial and Financial Studies der TU München, CEFS, unter 266 mittelständischen Unternehmen in Bayern.
Danach sind fast 60 Prozent der Meinung, dass privates Beteiligungskapital nur in ganz bestimmten Fällen sinnvoll sei. Nur ein Drittel der Unternehmen hält die Finanzierungsform für geeignet. Dagegen stehen die Befragten dem Eigenkapital über eine staatliche Förderbank, wie der KfW, offener gegenüber. Die Hälfte der Unternehmen sieht darin ein hilfreiches Angebot, weitere 41 Prozent schätzen es zumindest teilweise.
Als größte Hemmschwelle nannten 53 Prozent der Unternehmen, dass die privaten Beteiligungsgesellschaften ihres Erachtens zu hohe Renditen erwarten würden. Bei den Unternehmen, die bereits Beteiligungen eingegangen sind, lag dieser Anteil sogar bei 67 Prozent. „Das Ergebnis ist erstaunlich, zeigt aber auch“, so Ann-Kristin Achleitner, Ordinaria am KfW-Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurial Finance der TU München und wissenschaftliche Direktorin des CEFS, „dass es vielen Unternehmen schwer fällt, die geplante Rendite tatsächlich zu erwirtschaften.“ Beteiligungskapital sei deshalb kein Allheilmittel. Nicht in allen Branchen und Firmengrößen könne eine Rendite erzielt werden, die für die Hereinnahme von Eigenkapital ausreiche.
Auch fürchten die Unternehmen, Entscheidungsbefugnisse zu verlieren (50%), sobald eine Beteiligungsgesellschaft an Bord ist. In der Praxis hat sich diese Erfahrung allerdings nicht bestätigt. Denn nur knapp 17 Prozent der Befragten mit Beteiligungskapital sehen in den Mitspracherechten der Finanziers eine Hürde. „Gezielte Informationen darüber, dass auch Minderheitsbeteiligungen mit geringer Einflussnahme möglich sind, könnten die Vorurteile abbauen“, so Reinhard Dörfler, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern.
Rund 43 Prozent der Unternehmen kritisierten zudem fehlende Branchen- und Produktkenntnisse der externen Kapitalgeber und fast 40 Prozent der Befragten sehen in der Unternehmensgröße ein entscheidendes Hindernis. Während für große Mittelständler ein breites Angebot existiere, „wird bei einem Beteiligungsvolumen von 250.000 bis 5 Millionen Euro eine Lücke wahrgenommen“, hat Achleitner festgestellt. Auch wirtschaftspolitisch und steuerlich, so Dörfler, müsse deshalb die dringend nötige Eigenkapitalbildung gefördert werden.
Noch immer fühlen sich knapp zwei Drittel der Unternehmen mangelhaft bis schlecht über Beteiligungskapital informiert. Auf der Suche nach Informationen wenden sich die meisten Unternehmen an den Steuerberater (46%) oder ihre Bank (45%). Als Quelle dienen auch die Fachpresse oder die IHKs. „Die Untersuchung zeigt damit klar, dass alle Beteiligten daran mitarbeiten müssen, die gewünschten Informationen noch zielgruppengerechter aufzubereiten“, fordert Achleitner.
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