Trotz Kritik an Einzelmaßnahmen:
TU München bleibt auch in Weihenstephan auf Reformkurs
30.07.2004, Pressemitteilungen
Präsident Herrmann bekräftigt Einsparziele zugunsten neuer Schwerpunktsetzungen
Kritische Kommentare zur Neuordnung der Versuchsgüter in Weihenstephan ordnet die Hochschulleitung der TU München als Beitrag zur Erreichung der Reformziele ein. "Der Erneuerungsprozess eines Hochschulstandorts kann nicht unter dem Vorzeichen des unkritischen, historisch begründeten Bestandsschutzes einzelner Bereiche gelingen," sagte TU-Präsident Prof. Herrmann am Donnerstag in München. "Weder die Modernisierung der Ernährungswissenschaften noch die Berufung hervorragender Professoren auf neuen Wissenschaftsgebieten und die enormen Neubauinvestitionen wären in Weihenstephan denkbar gewesen, wenn wir nicht gemeinsam zu Einschnitten in klassischen Bereichen bereit gewesen wären. Nur mit Mut und Augenmaß ist die Modernisierung des Wissenschaftszentrums und seine Integration in die Fächervielfalt der TU München gelungen, bis hin zur Medizin."
Die Konzentration der sieben Versuchsgüter auf drei Standorte sei notwendig und sinnvoll, so Herrmann. "Niemand muss auf seine Arbeitsmöglichkeiten verzichten, doch sind dafür nicht 1.000 Hektar Bewirtschaftungsfläche erforderlich."
Die Betriebsausgaben für die sieben Versuchsgüter betragen 3,5 Millionen Euro jährlich. Einsparungen sind allein schon deshalb möglich, weil es in Bayern insgesamt an die 20 staatliche Versuchsgüter mit nicht hinreichend genutzten Kooperationsmöglichkeiten gibt. Außerdem könnte durch den Verkauf des dislozierten Versuchsguts Roggenstein mit 313 Hektar künftigen Bauerwartungslands Mittel erwirtschaftet werden, die sinnvoll in den Ausbau Weihenstephans investierbar wären.
In diesem Zusammenhang betont der TU-Präsident, dass die Kommunalpolitik einen entscheidenden Zukunftsbereich der Weihenstephaner Lebenswissenschaft in Frage stelle, wenn sie tatsächlich die unsinnige Forderung nach "gentechnikfreien Landkreisen" aufrecht erhielte. "Unter solchen Umständen wäre es unmöglich, im internationalen Maßstab Spitzenforschung zu betreiben; diese Forschung wäre dann für Bayern definitiv verloren", so Herrmann.
Zur Zukunft der Landtechnik stellt die Hochschulleitung fest, dass an dem weiten Feld der Landnutzungssysteme ("Landtechnik") festgehalten wird. Herrmann: "Zielführend sind aber nicht Statusdiskussionen über einzelne Professuren. Zielführend wird vielmehr ein Konzept sein, an dem die einschlägigen Fakultäten für Maschinenwesen, Elektrotechnik und Informationstechnik, Informatik sowie das Bauingenieur- und Vermessungswesen beteiligt sind. Wenn eine international herausragende Persönlichkeit gefunden wird, dann werden wir sie auch nach Weihenstephan berufen". Entscheidungen werden von der Universität im Ganzen getroffen, nicht aber von einzelnen Lehrstühlen oder Interessensverbänden. Nur so sei es zum Beispiel trotz erheblicher interner Widerständen gelungen, einen "Lehrstuhl für ökologischen Landbau" in Weihenstephan durch Umwidmung zu schaffen. "Und auch unsere Biologie steht in Weihenstephan jetzt da wie die Eins."
Ein erklärtes Ausbauziel ist die Lebensmitteltechnologie (LifeScience Engineering). Dieses Gebiet habe allein schon unter dem Aspekt der Lebensmittelqualität eine große Zukunft, die abermals nur durch fakultäts- und standortübergreifende Kooperation erreichbar ist. "Die Führung wird hier weiterhin Weihenstephan übernehmen," so Herrmann.
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