Erfolge für junge TUM-Wissenschaftler
Forschungsarbeiten über das Rotwild in Bayern ausgezeichnet
13.04.2004, Pressemitteilungen
Zwei junge Forscher des Wissenschaftszentrums Weihenstephan der TU München, Dr. Karin Schwaiger und Dr. Ralph Kühn, sind mit dem erstmals verliehenen Wissenschaftspreis des Landesjagdverbandes Bayern (BJV) und des Vereins zur Förderung der frei lebenden Tierwelt ausgezeichnet worden. Beide Wissenschaftler haben sich in ihren Dissertationen mit unserer größten heimischen Wildart, dem Rotwild, befasst, und dabei Ergebnisse von herausragender Bedeutung erzielt. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Dr. Karin Schwaiger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Tierhygiene der TU München. Ihre Dissertation trägt den Titel "TSE und bakterielle ZNS-Infektionen beim Reh-, Rot- und Gamswild in Bayern". Mit Transmissible Spongiforme Encephalopathien (TSE) bezeichnet man Prionenkrankheiten, zu denen auch BSE zählt. Dr. Karin Schwaiger gelang es, fundierte Ergebnisse vorzulegen, dass TSE beim Reh- und Rotwild in Bayern keinesfalls eine derart große Rolle spielt, wie in bestimmten Gebieten Nordamerikas. Um dies nachzuweisen, untersuchte sie Gehirnproben von über 800 Cerviden aus ganz Bayern mit modernsten molekularbiologischen Methoden. Dabei betrat sie wissenschaftliches Neuland, denn Tests, die beim Rind funktionieren, können beim Wildwiederkäuer zu Problemen führen. Dr. Schwaiger hat die Methoden optimiert und validiert.
Der zweite Teil ihrer Arbeit gibt einen exzellenten Einblick in das Vorkommen bakterieller ZNS-Infektionen und ZNS-Infektionserreger beim Reh-, Rot- und Gamswild in Bayern. Von besonderer Bedeutung sind die umfangreichen vergleichenden mikrobiologischen und histopathologischen Untersuchungen. Sie liefern neue Erkenntnisse zur Infektionsepidemiologie insbesondere auf dem Gebiet der Listerien.
Dr. Ralph Kühn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Wildbiologie und Wildtiermanagement, erhielt den Preis für seine Forschungen zur Genetik in Rothirschpopulationen. Kühn leitet die Arbeitsgruppe Conservation Genetics, die sich mit dem Schutz von Wildtieren und dem Erhalt der Biodiversität aus genetischer Sicht befasst. Der Preisträger hat die morphologische und genetische Differenzierung bayerischer Rotwildpopulationen untersucht. Die Gefahr der Verinselung und genetischen Verarmung von Rotwild-Populationen wird immer wieder hervorgehoben. Kühns Arbeit zeigt auf, ob bereits genetische Unterschiede in voneinander getrennt liegenden bayerischen Rotwild-Gebieten festzustellen sind.
Im Rahmen seiner Forschungsarbeiten entwickelt Dr. Kühn nichtinvasive Methoden zur Gewinnung der Erbsubstanz weiter. Insbesondere bei seltenen und gefährdeten Arten ist es wichtig, die Erbsubstanz zu gewinnen, ohne die Tiere fangen oder töten zu müssen. Dies gelingt über Haare, Federn, Knochen oder Kot, aus denen DNA isoliert werden kann.
Dr. Kühn hat auch die Fähigkeit, junge Leute für sein Fach zu begeistern, die dann in Diplom- und Doktorarbeiten mit ihm an der genetischen Struktur der gefährdeten Smaragdeidechse arbeiten, den Besonderheiten baumbrütender Mauersegler, dem Monitoring von Wölfen im Bieszady-Gebirge in Polen, oder der Genetik der Äsche in den europäischen Gewässern.
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