Forschungsprojekt an der TU München
Zukünftige Chancen funktioneller Lebensmittel
24.09.2002, Pressemitteilungen
Funktionelle Lebensmitteln (Functional Food) sind Produkte, die über ihren reinen Nährwert und die sensorische Funktion hinaus eine im Herstellungsprozess zugeführte, meist gesundheitsbezogene Wirkungskomponente beinhalten. Bekannte Beispiele sind probiotische Milchprodukte, mit Omega-3-Fettsäuren angereichertes Brot, vitaminangereicherte Getränke (ACE Drinks), Cholesterinspiegel senkende Fette, Süßwaren mit gesundheitlichem Zusatznutzen oder mit speziellen Wirkungskomponenten angereicherte Cerealien. Innerhalb der letzten zehn Jahre haben funktionelle Lebensmittel in den Regalen des deutschen Lebensmitteleinzelhandels kontinuierlich an Bedeutung gewonnen. Der derzeitige Anteil funktioneller Lebensmittel in Deutschland wird auf 1 bis 1,5 Prozent geschätzt. Weltweit wird von einem weiteren starken Wachstum des Absatzes funktioneller Lebensmittel ausgegangen. In Europa erwarten Experten einen Marktanteil von bis zu 20 Prozent im Jahr 2010.
Aufgrund dieser Wachstumserwartungen werden die Chancen für alle Akteure in der Wertschöpfungskette für funktionelle Lebensmittel sehr positiv beurteilt, profitabel an dieser Marktentwicklung zu partizipieren. Welche Voraussetzungen dabei erfüllt und welche zukünftigen Entwicklungen beachtet werden müssen, wird an der TU München in einem Forschungsprojekt des Instituts für Betriebswirtschaftlehre des Forschungszentrums für Milch und Lebensmittel Weihenstephan untersucht (Prof. Dr. Hannes Weindlmaier und Dipl.-Wirt.-Ing. Heiko Dustmann). Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einem Betrag von 133.000 Euro finanziell unterstützt. Aufgrund der bisher erzielten Ergebnisse wurde jetzt die Fortführung des Projekts um ein weiteres Jahr von der DFG bewilligt. Erste Teilergebnisse des Forschungsprojekts werden in diesem Jahr im Rahmen internationaler Konferenzen, etwa bei der ICABR Conference in Ravello (Italien) und auf dem EAAE Kongress in Zaragossa (Spanien) veröffentlicht und vorgestellt.
Im ersten Teil des Forschungsprojekts wurde durch bundesweit durchgeführte Gruppendiskussionen mit Verbrauchern die Einschätzung und Akzeptanz dieser neuen Produktgruppe eruiert. Die Erhaltung der Gesundheit, der Ausgleich von Ernährungssünden und der Wunsch, sich etwas Gutes tun zu wollen, wurden als wichtigste Kaufmotive der Konsumenten ermittelt. Zugleich wurde jedoch deutlich, dass eine hervorragende Qualität, guter Geschmack und Frische der Produkte sowie akzeptable Preise aus Sicht der Konsumenten Grundvoraussetzungen für die Nachfrage nach funktionellen Lebensmitteln darstellen. Gegenstand der zweiten Phase des Forschungsprojekts waren Expertenbefragungen auf der Basis der Delphi-Mehtode zur Ermittlung der (potentiellen) Herstellungs- und Absatzbedingungen funktioneller Lebensmittel. Etwa 60 Experten aus den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette (Wissenschaftler verschiedener Ausrichtung, Verantwortliche für Produktentwicklung aus der Ernährungsindustrie, Verantwortliche des Lebensmittelhandels, Vertreter aus der Politik und aus Verbänden) wurden einbezogen. Innerhalb der nächsten fünf Jahre prognostizieren die Experten den Anstieg des Anteils funktioneller Lebensmittel auf drei Prozent des Lebensmittelmarktes in Deutschland. Sportler und wellness-orientierte Frauen zwischen 25 und 40 Jahren werden als die wichtigsten Konsumentengruppen identifiziert. Die Experten sehen vor allem die Trends nach gesundem Genuss, nach Convenience und Fitness sowie die Alterung der Gesellschaft als förderliche Faktoren für die Nachfrage nach funktionellen Lebensmitteln. Allerdings werden zusätzliche funktionale Eigenschaften wie etwa die Vorbeugung gegen Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen sowie die Kompensation gegen Fehlernährung für wichtig gehalten. Barrieren hinsichtlich der Werbung für gesundheitsbezogene Eigenschaften von Produkten in Deutschland sowie Defizite in der wissenschaftlichen Beweisführung über die positiven Eigenschaften dieser Produkte werden als hinderlich für die weitere Marktentwicklung angesehen.
In der nächsten Phase des Forschungsprojekts geht es vor allem darum, die voraussichtlichen Auswirkungen der Entwicklung dieses Marktes auf die Akteure in der Wertschöpfungskette einer näheren Untersuchung zu unterziehen. Wichtige Fragen sind insbesondere, ob und durch welche Maßnahmen die primär mittelständische deutsche Ernährungswirtschaft an dieser Entwicklung partizipieren kann oder ob dieser Teilmarkt ausschließlich eine Domäne multinationaler Lebensmittelkonzerne werden wird.
Kontakt:
Technische Universität München
Forschungszentrum für Milch und Lebensmittel Weihenstephan
Institut für Betriebswirtschaftslehre
Prof. Dr. Hannes Weindlmaier
Telefon: 08161-713540
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Dipl.-Wirt.-Ing. Heiko Dustmann
Telefon 08161-713904
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Kontakt: presse@tum.de