Eveline Gottzein und Leon Chua als „TUM Distinguished Affiliated Professor“ geehrt:
Exzellente Elektroingenieure bekommen Ehrentitel der TU München
25.10.2011, Pressemitteilungen
Die Technische Universität München (TUM) hat der Elektroingenieurin und Naturwissenschaftlerin Prof. Eveline Gottzein und dem Elektroingenieur Prof. Leon O. Chua den Ehrentitel TUM Distinguished Affiliated Professor verliehen. Die beiden renommierten Wissenschaftler sind der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der TUM seit vielen Jahren verbunden. Als TUM Distinguished Affiliated Professor zeichnet die TUM seit 2007 international führende Wissenschaftler aus, die außerhalb der TUM ein Wissenschaftsgebiet führend entwickelt haben und mit ihren Fachkollegen an der TUM auf eine lange Zusammenarbeit zurückblicken können.
Bahnbrechende Erkenntnisse hat die Elektrotechnikerin Prof. Dr.-Ing. Eveline Gottzein, Stuttgart, auf dem Gebiet der Regelungstechnik gemacht. Sie gilt als Expertin für die Lage- und Bahnregelung von Satelliten und der Regelung von Trag- und Führungssystemen bei Hochgeschwindigkeits-Magnetbahnen. 1993 bekam sie als erste Frau den Werner-von-Siemens-Ring, 1998 den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst und 2000 das große Bundesverdienstkreuz.
Dabei war der Weg der heute 80-Jährigen nicht immer einfach. Geboren in Leipzig absolvierte sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst eine Ausbildung zur Elektrotechnikerin, da ihr in der DDR aufgrund ihrer Herkunft der Hochschulzugang zunächst verwehrt wurde. Als eine von nur sieben Frauen unter etwa 600 Studierenden studierte sie in Dresden Elektrotechnik, Mathematik und Physik. Nach ihrer Flucht in die Bundesrepublik Ende der 1950er-Jahre arbeitete sie unter anderem beim Hubschrauber- und Flugzeughersteller Bölkow und wurde 1983 an der TUM promoviert. Bis 1996 war sie Lehrbeauftragte für das Fach „Regelungsprobleme in der Raumfahrt“ an der Universität Stuttgart und ist dort seit 1996 Honorarprofessorin.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Leon Chua, Berkeley, Kalifornien, ist ein herausragender Wissenschaftler auf dem Gebiet der Theorie nichtlinearer Schaltungen. Er ist der Erfinder des Memristors, den er als missing circuit element 1971 veröffentlicht hat. Der Name Memristor ist ein Kofferwort aus memory und resistor, also ein passives elektrisches Bauelement, dessen elektrischer Widerstand nicht konstant ist, sondern von seiner Vergangenheit abhängt. Heute, etwa 40 Jahre nach seiner Konzeption, gewinnt Chuas Erfindung erneut an Aktualität. Möglicherweise verändert sie die Logik- und Speicherschaltungen nachhaltig. Memristoren könnten die heute üblichen flüchtigen Speicher ersetzen und Rechner mit weit höherer Energieeffizienz ermöglichen, die nach dem Einschalten sofort betriebsbereit sind.
Für seine herausragenden Werke hat Chua zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen bekommen. Unter anderem trägt der 75-Jährige neun Ehrendoktortitel. Leon Chua hat als Humboldt-Forschungspreisträger ein Jahr lang am Lehrstuhl für Netzwerktheorie und Signalverarbeitung der TUM verbracht. Zudem ist er Visiting Fellow am Institute for Advanced Study der TUM und hat mit seinen Vorträgen die Studierenden der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik begeistert. Seit 1971 ist er Professor für Electrical Engineering and Computer Sciences an der US-amerikanischen University of California in Berkeley.
TUM-Vizepräsident Hans Pongratz überreichte die Ehrung an die beiden Wissenschaftler auf der Jahrfeier „Tag der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik“.
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