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Zusammenhänge auch mit Diabetes und Parkinson

Neue Methode zur molekularen Diagnose von mitochondrialen Defekten etabliert

Mitochondriales Netzwerk (grün) in Fibroblasten

08.11.2010, News

Krankheiten wie Parkinson und Diabetes künftig leichter zu diagnostizieren und zu therapieren – diesem Ziel sind Forscher der Technischen Universität München und des Helmholtz Zentrums München einen Schritt näher gekommen. Sie haben durch Exom-Sequenzierung* eines einzelnen Patienten einen Gendefekt identifiziert, der die Atmungskette beim Mitochondrialen Komplex I* behindert und eine Stoffwechselstörung auslöst. Die neue Methode markiert eine drastische Verbesserung der molekularen Diagnose und bietet möglicherweise gezielte Therapieansätze für die Patienten. Nature Genetics veröffentlicht die Ergebnisse in der aktuellen Online-Ausgabe.

Das Gen ACAD9 kann, wenn es Mutationen enthält, einen Defekt des Mitochondrialen Komplex I* und damit Veränderung in energetisch aufwändigen Organen wie Gehirn, Herz oder Auge auslösen. Fehlfunktionen von Mitochondrien werden bei der Entstehung der Parkinson-Erkrankung und des Diabetes beobachtet. Symptome dieser Erkrankungen treten auch bei Patienten mit Komplex I-Störungen auf. Dies fanden Wissenschaftler der Technischen Universität München und des Helmholtz Zentrums München um Dr. Holger Prokisch und Prof. Dr. Thomas Meitinger mittels einer Exom-Sequenzierung* heraus. Das besondere daran: Die Genomanalyse* eines einzigen Patienten mit einer seltenen Erkrankung reichte den Forschern, um AKAD9 als Risikofaktor zu identifizieren. Bislang wurde dieses Gen mit dem Fettstoffwechsel in Zusammenhang gebracht.

 „Wir möchten diese Erkenntnisse nutzen, um künftig Patienten, die an mitochondrialen Erkrankungen leiden, eine konkrete molekulare Diagnose stellen zu können“, sagt Dr. Holger Prokisch. Denn je früher die Diagnose gestellt wird, desto schneller können Therapiemaßnahmen getroffen werden. Dies ist bei den jetzt gefundenen Mutationen im ACAD9 bereits möglich: Hier kann gezielt mit der Therapie mit Riboflavin begonnen werden. Generell wird die Methode der Exom-Sequenzierung es ermöglichen, bisher nicht identifizierte Mutationen bei seltenen Erkrankungen zu diagnostizieren. Untersuchungen seltener Erkrankungen bei Kindern liefern oft wichtige Hinweise für häufige Erkrankungen bei Erwachsenen.


Hintergrund:
* Genomanalyse: Ein Verfahren, welches der Ermittlung der Erbanlagen eines Menschen dient. Dabei werden gezielt nach Bereichen gesucht, die beim Träger krankheitsauslösend sein können.
* Mitochondrialer KomplexI Defekt: Ist ein Defekt der Atmungskette in den Mitochondrien bei dem im ersten Schritt Elektronen durch die Zellmembran transportiert werden. Als Folge werden die Zellen nicht ausreichende mit Energie versorgt. Pathogene Auswirkungen hat das besonders auf Gewebe mit hohem Energiebedarf wie dem Gehirn (wichtig bei Parkinson) oder den endokrinen Organen (wichtig bei Diabetes).
* Exom-Sequenzierung: Methode, um nur diejenige DNS zu analysieren, die wirklich für Proteine oder andere funktionelle Produkte codiert: Das sind nur circa 1,5 % der gesamten DNS.

Original-Publikation:

Haack, T. et al. (2010): Exome sequencing identifies ACAD9 mutations as a cause of complex I deficiency. Nature Genetics, advance online publication (http://dx.doi.org/10.1038/ng.706)

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