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Neue Erkenntnisse zur Entstehung der Multiplen Sklerose

Multiples Sklerose kann zu Lähmungen führen. (Bild: Donmaz / iStockphoto)

09.09.2010, News

Eine Forschergruppe um Prof. Dr. Thomas Korn von der Klinik für Neurologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München hat neue Erkenntnisse zu den entzündlichen Entstehungsmechanismen der Multiplen Sklerose gewonnen. Die Wissenschaftler zeigten, wie bestimmte T-Zellen zu einer verstärkten Zerstörung des Gewebes beitragen: Gamma-Delta-T-Zellen können die Bildung sogenannter regulatorischer T-Zellen unterdrücken, die eine Gewebeschädigung hemmen könnten. Die Forschungsergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Immunity erschienen.

In Deutschland leiden etwa 130.000 Menschen an Multipler Sklerose (MS), einer der häufigsten entzündlichen Erkrankung des Zentralen Nervensystems (ZNS). Bei der MS richten sich Zellen des Immunsystems, sogenannte T-Helferzellen, gegen Bestandteile der Markscheiden von Nerven in Rückenmark und Gehirn. Die so entstehenden Schädigungen der Markscheiden führen zu Störungen in der Reizweiterleitung innerhalb der Nerven, was beim Patienten Symptome wie Lähmungen, Empfindungs- und Sehstörungen hervorruft.

Die Arbeitsgruppe von Prof. Korn untersucht Mechanismen, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung der entzündlichen Prozesse im ZNS beitragen. Sie charakterisieren dabei die Funktionen von verschiedenen T-Zell-Subtypen vornehmlich im Tiermodell der experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE). Aktuell beschäftigen sich die Forscher mit einer zahlenmäßig kleinen T-Zell-Subpopulation, den Gamma-Delta-T-Zellen.

In der aktuellen Veröffentlichung können die Wissenschaftler bei gesunden Mäusen nachweisen, dass ein gewisser Anteil der Gamma-Delta-T-Zellen ein bestimmtes Oberflächenprotein, den IL-23-Rezeptor, trägt. Dieser Rezeptor bindet IL-23, einen mit den pathologischen Prozessen der EAE in Zusammenhang stehenden immunologischen Botenstoff.

Im Modell der EAE zeigte sich eine Zunahme der IL-23-Rezeptor-Oberflächenexpression auf Gamma-Delta-T-Zellen. Dabei konnten die Forscher vor allem im ZNS der erkrankten Tiere bei einem Großteil der dort eingewanderten Gamma-Delta-T-Zellen die Oberflächenexpression des IL-23-Rezeptors nachweisen. Neben dieser Akkumulation von Rezeptor-positiven Gamma-Delta-T-Zellen im ZNS, entdeckten sie erstaunliche Funktionen dieser Zellen hinsichtlich ihres Einflusses auf andere T-Zellen, sogenannte regulatorische T-Zellen. Regulatorische T-Zellen modulieren Entzündungsreaktionen und können zum Teil überschießende Immunantworten bremsen. In den Experimenten zeigte sich, dass IL-23-aktivierte Gamma-Delta-T-Zellen Faktoren produzieren, die in der Lage sind, die Bildung und Funktion von regulatorischen T-Zellen zu unterdrücken.

Diese Erkenntnisse weisen darauf hin, dass Gamma-Delta-T-Zellen, die durch IL-23 aktiviert werden, ein Milieu schaffen, in dem autoaggressive T-Helferzell-Antworten ohne den hemmenden Einfluss von regulatorischen T-Zellen ablaufen können, was zu einer verstärkten Gewebszerstörung führt.

Originalpublikation: Franziska Petermann, Veit Rothhammer, Malte C. Claussen, Jan D. Haas, Lorena Riol Blanco, Sylvia Heink, Immo Prinz, Bernhard Hemmer, Vijay K. Kuchroo, Mohamed Oukka & Thomas Korn. Gamma-Delta-T Cells Enhance Autoimmunity by Restraining Regulatory T Cell Responses via an Interleukin-23-Dependent Mechanism (DOI 10.1016/j.immuni.2010.08.013, http://dx.doi.org/10.1016/j.immuni.2010.08.013 )

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