30. Sommerschule Marktoberdorf: Softwaresicherheit und Zuverlässigkeit
Informatiker-Elite trifft sich in Marktoberdorf
03.08.2009, News
Fehlerhafte Software verursacht hohe Kosten, und im Extremfall fordert sie Menschenleben. Deshalb arbeiten Informatiker an mathematischen Methoden, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit bei der Entwicklung von Softwaresystemen zu gewährleisten. Das ist der Schwerpunkt der 30. Sommerschule Marktoberdorf. 100 Spitzenwissenschaftler und Nachwuchsforscher aus 30 Nationen treffen sich vom 4. – 16. August 2009 in Marktoberdorf zum fachlichen Austausch und knüpfen Kontakte. Die Sommerschule Marktoberdorf wird von der Technischen Universität München organisiert und vor allem durch die NATO (Science for Peace and Security Programme), DAAD und Microsoft Research Ltd. finanziert.
Der Therac-25-Beschleuniger wurde in den 80-iger Jahren in den USA und Kanada in der medizinischen Strahlentherapie eingesetzt. Ein Softwarefehler verursachte eine erhöhte Strahlenbelastung bei den Patienten – drei Menschen starben. 1996 stürzte eine Ariane-5-Rakete eine halbe Minute nach dem Start ab. Der Grund: Ein Softwarefehler. Er verursachte hohe Kosten und warf das Ariane-Pogramm zurück. Informatiker arbeiten seit langem an Verfahren, um solche Fehler zu vermeiden. Mit mathematischen Methoden versuchen sie, die Zuverlässigkeit und Sicherheit von Software zu erhöhen. Die Referenten der 30. Sommerschule Marktoberdorf sind führend auf diesem Gebiet.
So Patrick Cousot von der École Normale Supérieure Paris: Er entwickelte mit seinem Team eine Methode, um die Abwesenheit von bestimmten Fehlern in komplexen Softwaresystemen mathematisch zu beweisen. Das Verfahren – Abstrakte Interpretation genannt – wendete er zum Beispiel erfolgreich bei der Entwicklung der äußerst komplexen Flugsteuerung des Airbus A340 an. Das Team analysierte 130.000 Programmzeilen und stellte sicher, dass das Programm die gewünschten Eigenschaften erfüllt. Mittlerweile ist die Flugsteuerung im Einsatz.
Fehler schleichen sich nicht nur unbeabsichtigt während des Softwarenetwicklungsprozesses ein. Manche Hacker nutzen Schwachstellen in Computersystemen aus, indem sie Viren und Trojaner verbreiten oder sich in fremde Betriebssysteme einschleichen und die Kontrolle über den Computer übernehmen. Hier setzt Andrew D. Gordon an, ein weiterer Referent der Sommerschule Marktoberdorf. Er arbeitet für Microsoft Research, die Forschungsabteilung des Softwarekonzerns. Dort entwickelt er unter anderem Methoden, um Computersysteme vor unberechtigten Zugriffen zu schützen.
Xavier Leroy, Forscher am Institut National de Recherche en Informatique et en Automatique in Paris (INRIA), verfolgt einen weiteren Ansatz in dem großen Themenspektrum rund um Zuverlässigkeit und Sicherheit. Er arbeitet an Compilern, also jener Software, die vom Menschen geschriebene Programme in Maschinensprache übersetzt, so dass der Computer die gewünschten Arbeiten ausführen kann. Dieser Übergang von der Programmiersprache in die Compilersprache ist fehleranfällig. Xavier Leroy hat im Rahmen des Forschungsprojektes „Compcert” große Fortschritte erzielt, um mehr Softwaresicherheit in diesem Bereich zu gewährleisten.
Die Jungwissenschaftler nutzen die Sommerschule Marktoberdorf – neben den wissenschaftlichen Diskussionen – zum Aufbau von Kontakten für die zukünftige Karriere. Sie treffen die besten Wissenschaftler auf diesem Gebiet und können sich auch untereinander gezielt vernetzen. Durch gemeinsame Veranstaltungen und Ausflüge wird dieses Miteinander gefördert. So wandern sie in den Allgäuer Bergen und messen sich im traditionellen Fußballspiel mit den „Alten Herren“ des TSV Marktoberdorf.
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