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TUM-Studie zu Schuldscheinen, Anleihen und Börsengang

Alternativ zur AG: Kapitalquellen für Familienunternehmen

Es muss nicht die AG sein, damit Familienunternehmen an Kapital kommen.

21.03.2011, Aktuelle Meldungen

Auch ohne einen Börsengang kann der Kapitalmarkt für Familienunternehmen attraktive Finanzierungsalternativen bieten. Dies zeigt eine Studie des Center for Entrepreneurial of Financial Studies (CEFS) der Technischen Universität München, die auf 41 semi-strukturierten Interviews mit Kapitalmarktexperten und Vertretern von Familienunternehmen beruht.

Familienunternehmen steht nur in begrenztem Umfang oder zu verteuerten Konditionen die traditionelle Finanzierung über Bankkredite zur Verfügung. Dies liegt an den höheren Risikoprämien, die seitens der Banken gefordert werden, und den strengeren Eigenkapitalvorschriften, denen die Banken unterliegen. Ein weiteres Problem: Häufig ist die Anschlussfinanzierung der finanziellen Mittel, die viele Unternehmen in den Jahren 2004 bis 2008 über Mezzanine-Programme aufgenommen haben – insgesamt knapp 5 Milliarden Euro – und die nun sukzessive auslaufen, nicht klar.

Wachstumsfinanzierung und die Übereinstimmung von Familien- und Unternehmenszielen sind ausschlaggebend

Als Hauptgrund für eine Finanzierung über den Kapitalmarkt nennen die meisten Familienunternehmen Wachstum, das über Investitionen oder über Akquisitionen erreicht werden kann. Aber es spielen auch Überlegungen eine Rolle, bestehende Finanzierungsinstrumente zu substituieren beziehungsweise die Finanzierungsquellen grundsätzlich zu diversifizieren und eine größere Unabhängigkeit von Banken zu erreichen.

Die Studie zeigt: Die Bereitschaft, eine Kapitalmarktfinanzierung anzugehen, hängt entscheidend von der Bereitschaft der Familie ab, sich für eine solche Finanzierungsform zu öffnen. Anders als in Nicht-Familienunternehmen werden Finanzierungsentscheidungen von familienunternehmenstypischen Parametern, wie emotionale Verbundenheit der Familie mit dem Unternehmen, ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein, Verschwiegenheit, Langfristorientierung, Risikoaversion und dem Streben nach Unabhängigkeit, bestimmt. Diese Besonderheiten der Familienunternehmen haben wiederum einen Einfluss auf die Wahl der Finanzierungsquellen.

Anleihe und Schuldschein sind zukunftsträchtig

Auf die Frage, welche Finanzierungsquellen in Zukunft in Betracht gezogen werden, sehen die meisten Gesprächspartner Bankkredite nach wie vor als eine essentielle Finanzierungsquelle. Familienunternehmen schätzen daneben vor allem Anleihen als attraktiv ein. Vor allem bei den sehr großen Familienunternehmen ist eine intensivere Nutzung von Anleihen wahrscheinlich. Aber auch mittelgroße Unternehmen könnten von der Entwicklung der Segmente für Mittelstandsanleihen profitieren.

Auch der Schuldschein könnte zukünftig eine signifikante Bedeutung haben, denn er weist einige Charakteristika auf, die vielen Familienunternehmen entgegenkommen: weitgehend bekannter Investorenkreis, relativ geringe Vorbereitungszeit, schlanke Dokumentation, weniger restriktive Anforderungen an Rechnungslegung und Publizität.

Eine Finanzierungsmöglichkeit, die vor allem Kapitalmarktexperten als relevant einstufen, ist der syndizierte Kredit ebenso wie die Aufnahme von Kapital über die Aktivseite der Bilanz, zum Beispiel Asset Backed Securities (ABS) oder Factoring.

Eine Unterschiedlichkeit der Bewertung zeigt sich im Hinblick auf die Mezzanine-Finanzierung. Diese wird vom Kapitalmarkt scheinbar noch als zukunftsfähig erachtet, während große Familienunternehmer sie aufgrund der relativ hohen Kapitalkosten und der eingeschränkten Verfügbarkeit nicht als alternative Finanzierungsquelle sehen.

Als ein Wachstumsmarkt wird von einigen Kapitalmarktexperten die Beteiligungen von Private Equity gesehen; die Bereitschaft einen angelsächsisch geprägten Investor ins Unternehmen zu nehmen, ist bei den meisten Familienunternehmen jedoch nach wie vor gering.

In der Studie wurden 41 semi-strukturierte Interviews mit Kapitalmarktexperten und mit Vertretern von Familienunternehmen geführt. Bei den Familienunternehmen handelt es sich durchweg um sehr große Unternehmen, die im Durchschnitt eine Bilanzsumme von 4 Mrd. Euro (Median 1,3 Mrd. Euro) und 5 Mrd. Umsatzerlöse (Median 1,6 Mrd. Euro) aufweisen und im Schnitt über 21.000 Mitarbeiter (Median 7.100) verfügen.

Auftraggeber der Studie waren die Stiftung Familienunternehmen und das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC.


Weitere Informationen:
http://www.familienunternehmen.de/

Kontakt: presse@tum.de

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