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Forscher der TU München leiten Index-Entwicklung und definieren Zusammensetzung

Deutsche Börse gibt Einführung zweier Aktienindizes für Familienunternehmen bekannt

Prof. Christoph Kaserer und Prof. Ann-Kristin Achleitner

11.11.2009, Pressemitteilungen

Die Deutsche Börse AG hat in Frankfurt die Neueinführung zweier Aktienindizes bekannt gegeben, die auf Forschungen an der Technischen Universität München (TUM) basieren. Die beiden neuen Indizes DAXplus Family und DAXplus Family 20 werden ab 4. Januar 2010 die bestehenden DAX-Indizes ergänzen. Der erste Index wird alle deutschen Familienunternehmen verfolgen, die den Kriterien entsprechen, welche das Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) der TUM entwickelt hat. Der zweite Index bildet nur die zwanzig größten „Familien-AGs“ ab.

Die Forschergruppe um Prof. Christoph Kaserer und Prof. Ann-Kristin Achleitner hat gezeigt, dass die Gruppe der „Familien-AGs“, die zwar an der Börse notiert sind, jedoch noch maßgeblich von den Gründerfamilien mitbestimmt werden, ein bedeutendes Marktsegment mit besonderen Merkmalen darstellt. Die rund 130 Firmen dieser Gruppe bilden ein dynamisches Mittelfeld zwischen breit gestreuten Publikumsgesellschaften auf der einen und privat gehaltenen Unternehmen auf der anderen Seite.

„Soweit wir wissen, sind dies die ersten offiziellen Indizes für Familienunternehmen weltweit“, erläutert Prof. Christoph Kaserer. Das von ihm und seiner Kollegin Prof. Ann-Kristin Achleitner gemeinsam geführte Institut hat die Indizes aber nicht nur in Zusammenarbeit mit der Deutschen Börse entwickelt, sondern wird auch weiter an ihrer laufenden Pflege mitwirken: „Unser Institut, das CEFS, wird das kontinuierliche Tracking der beiden Indizes übernehmen. Das heißt, wir werden ihre Zusammensetzung von Quartal zu Quartal neu definieren und die Deutsche Börse wird dann jeweils den Indexwert berechnen - und zwar nicht nur börsentäglich, sondern auf die Minute genau.“

Die Wirtschaftswissenschaftler der TUM haben herausgefunden, dass die Gruppe der Familienunternehmen im Laufe der letzten acht Jahre eine andere – und zum Teil bessere – Performance gezeigt hat als der breite DAX. Darüber hinaus weisen ihre Untersuchungen auf charakteristische Besonderheiten im Management und im operativen Geschäft dieser Unternehmen hin. Beispielsweise scheinen börsennotierte Familienunternehmen stärker auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit zu setzen. Auch sind sie meist kleiner, können aber schneller Personal aufbauen. Sie werden einerseits von Wirtschaftsflauten wie der derzeitigen weltweiten Rezession härter getroffen als stärker diversifizierte Unternehmen, andererseits sind sie bei wieder verbessertem Umfeld in der Lage, sich schneller zu erholen.

„Wir können nicht sagen, wie die Familienunternehmen durch die Krise gekommen sind, da die Krise offensichtlich noch nicht vorbei ist“, erklärt Achleitner. „Das können wir also noch nicht beurteilen. Aber wenn Sie die Eigenkapitalquote der familiengeführten Firmen betrachten – 51 Prozent gegenüber etwa 30 Prozent bei anderen börsennotierten Unternehmen – dann ist das, finde ich, ein ganz bequemes Polster.“

Als wichtigstes Unterscheidungskriterium zwischen den neuen Indizes und dem GEX (German Entrepreneurial Index), der ebenfalls von der Deutschen Börse und dem CEFS gemeinsam entwickelt wurde, dient die Mitwirkung der Gründerfamilie am Unternehmen. In den rund 130 von den neuen Indizes repräsentierten Unternehmen übt die Gründerfamilie ihren Einfluss kraft Eigentum bzw. über das Management aus. Das heißt, sie hält mindestens 25 Prozent der Stimmrechte am Unternehmen oder sie hält mindestens fünf Prozent der Stimmrechte und ist gleichzeitig mit einem Familienmitglied im Vorstand oder Aufsichtsrat vertreten.

Nach den Worten von Christoph Kaserer spielen so genannte „Agency-Probleme“, die für die aktuelle Wirtschaftskrise mitverantwortlich waren, in Familienunternehmen keine oder nur eine abgeschwächte Rolle. „Agency-Probleme entstehen dadurch, dass das Management einer Firma nicht zwangsläufig immer im Interesse der Firmeneigentümer handelt. Wenn die Eigentümerfamilie jedoch in der Unternehmensleitung vertreten ist, so hat sie ein Interesse daran, dass das Unternehmen im Interesse aller Aktionäre geführt wird“, erklärt Kaserer.

Etwa 30 Prozent der börsennotierten Firmen, die den „Prime Standard“ der Deutschen Börse erfüllen - darunter Unternehmen aus der Pharma-, Chemie-, Technologie- und Baubranche ebenso wie Fertigungsunternehmen wie Volkswagen oder Softwareanbieter wie SAP - gehören zur heterogenen Gruppe der Familienunternehmen. Zusammen stehen sie für etwa 20 Prozent der Marktkapitalisierung in Deutschland. Die Familienunternehmens-Indizes werden Investoren, Wirtschaftsexperten, staatlichen Stellen und der Öffentlichkeit erstmals die Möglichkeit geben, gezielt die Leistung dieses wichtigen Wirtschaftssegments einzuschätzen. „Für Investoren ist es vielleicht auch interessant, an dieser Performance teilzuhaben, indem sie in den Unternehmen selbst Geld anlegen oder in Zertifikate oder andere von der Performance abgeleitete Produkte investieren“, betont Kaserer.

Achleitner weist auf eine weitere Dimension hin: „Diese Krise hat uns veranlasst, unsere Vorstellungen von der Wirtschaft zu überdenken und hat uns die Wichtigkeit einer Langfristperspektive vor Augen geführt. Angesichts der Ursachen, die in diese Krise geführt haben, wäre es auch sinnvoll, wieder gezielt Investitionen in langfristig orientierte Unternehmen ins Auge zu fassen. Es wäre interessant zu sehen, ob die Investoren ihren Worten in dieser Hinsicht Taten folgen lassen.“

Nach Kaserers Ansicht wären ähnliche Indizes für Familienunternehmen auch in Italien, der Schweiz, Frankreich und weiteren kontinentaleuropäischen Ländern oder auch in größerem Maßstab von ökonomischer Aussagekraft und finanzwirtschaftlicher Bedeutung. „Ich bin mir ziemlich sicher“, so Kaserer, „dass für die Anbieter von Indizes die Idee eines europaweiten Familienunternehmens-Indexes auf die Agenda kommen wird.“ Darüber hinaus spielten familiengeführte Unternehmen auch in Asien und – wenngleich weniger ausgeprägt – in den USA eine volkswirtschaftliche Rolle. Allerdings sei ein entsprechender Index für manche Börsen wie etwa die New Yorker Börse NYSE einfach nicht mit ihrem Geschäftsmodell vereinbar.

In der sich jetzt anschließenden Forschungsphase, die zum Teil durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird, will sich das CEFS mit Fragen wie dem Innovationsmanagement, der Kommunikation und der Managementvergütung in Familienunternehmen beschäftigen. Außerdem hat das CEFS mit dem Aufbau einer Datenbank zu solchen Familienunternehmen begonnen, die zwar nicht an der Börse gelistet sind, jedoch kapitalmarktfähig sind.


Kontakt:
Prof. Christoph Kaserer
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre - Finanzmanagement und Kapitalmärkte & CEFS
Technische Universität München
Arcisstr. 21
80290 München
Tel.: 089.289.25489
Fax: 089.289.25488
mobil: 0162.2918349 mobil / Tel. / Fax (globale Nummer): +49.(0)7000.5273737
E-mail: christoph.kaserer@wi.tum.de

Prof. Ann-Kristin Achleitner
KfW-Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurial Finance & CEFS
Technische Universität München
Arcisstr. 21
80290 München
Tel.: 089.289.25181
Fax: 089.289.25188
E-Mail: ann-kristin.achleitner@wi.tum.de


Weitere Informationen:
Homepage des Center for Entrepreneurial and Financial Studies: http://www.cefs.de
Film über die beiden Indizes für „Familien-AGs“ unter TUM.de: http://www.tum.de/film/index_html

Kontakt: presse@tum.de

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