Fachgebiet Obstbau der TU München auf der Bundesgartenschau
Die rote Versuchung
17.06.2005, Press releases
Das Fachgebiet Obstbau der TU München präsentiert „Die rote Versuchung“ im Pavillon des Wissenschaftszentrums Weihenstephan auf der Bundesgartenschau in München. Von 20. bis 26. Juni 2005 gibt es Wissenswertes rund um die Erdbeere zu erfahren. Einblicke in das Innere von Früchten werden genauso gewährt wie Ausblicke in den weltweiten Anbau und Handel.
Kleine Gucklöcher in Schaukästen variieren den Blickwinkel des
Betrachters und laden ein, die Inhaltsstoffe der Erdbeere aus der
Perspektive der Pflanze oder aus der Perspektive des Menschen zu
betrachten. Neben den Augen wird beim Erkennungsspiel von Früchten auch
die Nase beschäftigt. Auch der Geschmacksinn kommt nicht zu kurz: An
zwei Tagen bieten die Kollegen der Fachhochschule Weihenstephan eine
Erdbeerverkostung an. Über die ganze Woche hinweg findet ein Quiz
statt, das Gesehenes und Gelerntes abfragt. Dafür gibt es natürlich
eine Belohnung. Der Sonntag-Nachmittag (26. Juni 2005) soll besonders
die Jüngsten ansprechen. Kinder dürfen Erdbeerpflänzchen eintopfen und
nebst Pflegeanleitung mit nach Hause nehmen. Bereitgestellte Mikroskope
werden ihnen Tiefblicke in den Mikrokosmos der Pflanzenwelt bieten.
Der Pavillon des Wissenschaftszentrums Weihenstephan und der FH
Weihenstephan befindet sich im Blattgarten der Buga direkt am Eingang
Ost.
Das Fachgebiet Obstbau am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU
München (Leitung: Prof. Dr. Dieter Treutter) hat unter Mitarbeit von
Studierenden der Gartenbauwissenschaften im 6. Semester für die
Bundesgartenschau eine anschauliche Ausstellung über die Inhaltsstoffe
der Erdbeere zusammengestellt und lädt zum Perspektivenwechsel ein:
Fruchtinhaltsstoffe aus der Perspektive von Mensch und Pflanze
Zum Geschmack und zum Aroma der Obstfrüchte tragen neben Zucker und
Säuren auch flüchtige Verbindungen bei. In der Erdbeere wurden bisher
350 Aromastoffe identifiziert, wobei es zwischen den verschiedenen
Sorten starke Unterschiede gibt. Himbeeren bilden über 200 flüchtige
Stoffe, die Johannisbeere lediglich 38 in noch dazu geringer
Konzentration. Die Aromaqualität der Früchte stellt einen dynamischen
Prozess dar, der im Wesentlichen vom Reifezustand abhängt. Die
Kombination von mehreren Aromastoffen erzeugt den fruchttypischen
Geschmacks- und Geruchseindruck. Der Pflanze dienen die Aromastoffe zur
Anlockung von Pflanzenfressern und somit zur Sicherung der
Samenverbreitung.
Fruchtinhaltsstoffe aus der Perspektive der Pflanze
Grauschimmel ist eine Fruchtfäule, von der der bedeutendste
wirtschaftliche Schaden an Erdbeeren ausgeht. Der Erreger ist schon
lange bekannt und weltweit verbreitet. Der Pilz überwintert in Form
kleiner widerstandsfähiger Dauerkörper im Boden oder auf abgestorbenen
Pflanzenresten. Die Infektion erfolgt während der Blüte bei
feuchtwarmer Witterung. Aber erst in der reifen Frucht kann sich der
Pilz voll entwickeln und auf den Früchten entsteht ein mausgrauer
Pilzflaum. Die junge, unreife Frucht bildet Stoffe gegen äußere
schädliche Einflüsse und Krankheitserreger. Eine sehr wichtige Rolle
spielt dabei der Pflanzeninhaltsstoff Catechin, der zur Gruppe der
Polyphenole gehört. Es wurde festgestellt, dass bei sinkenden
Catechingehalten der Pilzbefall von Blüten und Früchten stieg.
Anthocyane sind wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, die in nahezu allen
höheren Pflanzen vorkommen und den Blüten und Früchten die rote,
violette, blaue oder blauschwarze Färbung geben. Sie gehören zu den
Flavonoiden und werden zu den sekundären Pflanzenstoffen gezählt. Es
sind etwa 250 Anthocyane bekannt. Die Anthocyane schützen die Pflanze
vor dem starken UV-Licht der Sonne, indem sie bestimmte Wellenlängen
absorbieren. Sie binden außerdem freie Radikale, die bei Umweltstress
in der Pflanze entstehen. Schließlich locken die farbigen Anthocyane
blütenbestäubende Insekten an sowie pflanzenfressende Tiere, um die
Verbreitung der Samen zu sichern.
Fruchtinhaltsstoffe aus der Perspektive des Menschen
Freie Radikale, die bei Stress im menschlichen Körper entstehen,
zerstören die körpereigenen Zellen. Sie tragen somit zu akuten und
chronischen Erkrankungen bei und fördern den Alterungsprozess. Viele
sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wirken als Antioxidantien und sind in
der Lage, den freien Radikalen entgegenzuwirken. Gerade die Gruppe der
Phenole (dazu gehören Quercetin, Catechin und Anthocyan) wirkt auf
unterschiedliche Weise gesundheitsfördernd. So schützen sie vor
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, beugen der Entstehung von Krebs vor, haben
entzündungshemmende und/oder antiallergene Eigenschaften und
antibiotische Wirkung. Sie können die Wirkung von Vitamin C verbessern.
Es gilt deshalb, mehr Obst zu essen, nicht nur, weil es schmeckt,
sondern auch wegen der positiven Nebenwirkungen.
Die weltweite Erdbeerproduktion beträgt derzeit über 3,2 Mio Tonnen.
Davon werden eine Million Tonnen mit steigender Tendenz in der EU
produziert. Erdbeeren können mittlerweile das ganze Jahr über gekauft
werden. In Deutschland beträgt der jährliche Verbrauch an Erdbeeren
etwa 240.000 Tonnen (etwa 1,7kg/Kopf). Davon deckt Deutschland mit
seiner eigenen Produktion etwa 50 Prozent des Bedarfs. 120.000 Tonnen
werden aus vielen Ländern der Erde importiert. In der Zeit von Februar
bis April sind Spanien, Frankreich und Italien die Hauptimportländer.
Wichtigstes Importland ist Spanien mit knapp 82.000 t.
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http://www.weihenstephan.de/ob/deutsch/index_home_d.htm